Buch II, Vierter Teil, Kapitel 2

Wirtschaftskrise

Auf Wunsch seiner Mutter hielt sich Nikolaj in Otradnoje auf um sich um die Wirtschaftsangelegenheiten des Guts zu kümmern. Da ihm dieser Zwang lästig war, ging er bereits drei Tage nach seiner Ankunft ingrimmig und mit finster zusammengezogenen Brauen in das Seitengebäude zu Mitenka, um sich von diesem die Bücher zeigen zu lassen. Bereits nach kurzer Zeit war zu vernehmen, wie die Stimme des jungen Grafen immer mehr und mehr anschwoll und schließlich ein entsetzliches Schimpfwort nach dem anderen hervorbrachte. Offenbar war er zu dem Entschluss gekommen, dass Mitenka die Besitztümer der Familie veruntreut habe, weshalb er ihn am Kragen gepackt und unter Tritten aus dem Haus warf. Der Verwalter flüchtete daraufhin in ein nahegelegenes Boskett, während seine Frau und seine Schwägerinnen den Vorgang erschrocken von ihrem Zimmer aus beobachteten.

Am nächsten Tag rief der alte Graf seinen Sohn beseite und versuchte ihn zu beschwichtigen. Er habe mit Mitenka gesprochen und dieser habe ihm alles erklärt. Es läge nur ein Missverständnis vor, die siebenhundert unverbuchten Rubel stünden als Transport auf einer folgenden Seite. Nikolaj entgegnete daraufin, dass er sicher wüsste, dass Mitenka ein Halunke und ein Dieb sei, aber wenn sein Vater es so wünsche, dann würde er sich ab sofort aus diesen Angelegenheiten heraushalten. Daraufhin wurde der alte Graf verlegen, da er sich für einen schlechten Verwalter des Gutes seiner Frau hielt und befürchtete sich vor seinen Kindern schuldig gemacht zu haben. Um es wieder gut zu machen, bat er seinen Sohn darum sich weiter damit zu befassen, was er mit seinem fortschreitendem Alter begründete.

Der junge Graf wollte davon allerdings nichts hören. Er verstünde von den Geschäften sowieso viel weniger als sein Vater und wollte damit nichts mehr zu tun haben. Nur einmal noch, als die Gräfin ihn fragte was sie mit einem Wechsel über zweitausend Rubel machen solle, der ihr von Anna Michailowna ausgestellt wurde, mischte er sich ein letztes Mal in geschäftliche Angelegenheiten ein: Er erklärte Anna Michailowna zwar nicht zu lieben und auch Boris nicht ausstehen zu können, aber immerhin seien sie Freunde der Familie und arm. Deshalb nahm er den Wechsel und zerriß ihn in kleine Stücke, woraufhin die Gräfin vor Entzücken über diese edle Tat in Freudentränen ausbrach. Nach diesem Vorfall kümmerte sich der junge Rostow nie wieder um geschäftliche Dinge und gab sich mit Leidenschaft dem für ihn noch neuen Zeitvertreib der Hetzjagd hin, die bei dem alten Grafen jetzt in immer größerem Umfang abgehalten wurde.