Buch I

Erster Teil

Buch I, Erster Teil, Kapitel 23

Graf Besuchows Tod

Unser schlimmer Finger Pierre ist zurück aus Paris und kann es selbst im sakralsten aller Kontexte nicht lassen.

Im Zimmer des sterbenden Grafen Besuchow, der zufällig auch Pierres Vater ist, hat sich einiger Besuch (höhö) zu einer Art letzten Ölung versammelt. Die Besuchows scheinen in ihrer CK3-Blutlinie auf jeden Fall Riesenwuchs freigespielt zu haben, denn nicht nur kriegt sich Pierre beim Anblick seines Vaters, der von >4 Personen ins Bett getragen werden muss, kaum noch ein ob dessen starker Hände, mächtiger Schultern und prächtiger, löwenartiger Mähne, nein, er versucht außerdem auch, seinen eigenen, großen, plumpen Körper möglichst klein erscheinen zu lassen, um seinem Vater nicht die Aufmerksamkeit zu ziehen.

Wie wunderbar unserem frankophonen Freund das gelingt, sehen wir daran, dass die jüngste der anwesenden Prinzessinnen, die lachlustige Sophie mit dem Leberfleck, ihre Augen überhaupt nicht von ihm lassen kann und dabei stets das Kichern anfangen muss. Die versammelte Dienerschaft, die restlichen Prinzessinnen, Ärzte (darunter noch ein Franzose X( ) und Priester, sowie die Wortführerin Anna Michailowna ignorieren das jedoch geflissentlich. Anna lässt Pierre noch die Finger seines sterbenden Daddys küssen und erklärt dann, dass der Halbtote jetzt “eingedöst” wäre und löst die Party damit auf.

Zweiter Teil

Buch I, Zweiter Teil, Kapitel 1

Die Truppen sind sooooooo müde

General Kutusow hat es sich im schönen Braunau gemütlich gemacht, während aus Russland immer weitere Regimente anrücken und den Österreichern die Haare vom Kopf fressen. Ein eben solches bekommt von Kutusow die Nachricht, er wolle es gleich im Marsch besichtigen. Der Regimentskommandant wird ganz nervös, wie das denn jetzt gemeint ist und lässt dann vorsichtshalber auch nach einem 30km Tagesmarsch die ganze Mannschaft die Nacht durchmachen um sich rauszuputzen. Am nächsten Tag stehen alle geschniegelt stramm, als ein Adjutant angeritten und erklärt, dass mit “im Marsch” gemeint war, dass sie so runtergekommen und abgekämpft aussehen sollen wie nur möglich. Natürlich ist das wieder ein weiterer genialer Plan von General Kutusow, der statt zu den Österreichern zu stoßen weiter rumsitzen will und deshalb seinem österreichischen Kollegen demonstrieren will, wie schlecht es um seine Truppen steht.

Aber Befehl ist schließlich Befehl, also wird ohne Nennung der Gründe gemacht, was der General wünscht. Alle ziehen sich wieder ihre alten Fetzen an. Dem Regimentskommandant hat der ganze Protz und Putz aber besser gefallen und so reagiert er seinen Frust gehörig an den Soldaten ab.

Buch I, Zweiter Teil, Kapitel 3

Pazifisten incognito

Der Franzose steht bei Ulm an der Donau. Nach eigenen Angaben haben die Österreicher alles im Griff, aber inoffiziell sickert schon durch, dass die Kacke am Dampfen ist. General Kutusow schiebt im Hofkriegsrat aber eine ruhige Kugel. Er berät mit einem österreichischen General was zu tun ist und wann er denn zu seinen Verbündeten aufzubrechen gedenke. Der Österreicher und er komplimentieren um den heißen Brei herum, aber die Österreicher sind wohl zu eitel zuzugeben, dass Napoleon sie durchbimst. Kutusow reibt seinem Kollegen die eigenen aufgeblasenen Berichte unter die Nase und gibt dann seinem Adjutanten Fürst Andrej Bolkonskij den ganzen Papierkram und zwischen den Zeilen zu verstehen, er soll daraus irgendwelche guten Gründe zusammenbasteln, warum man den eigenen Verbündeten nicht hilft.

Andrej ist ein ganz fabelhafter Offizier geworden und natürlich der beste im Stab. Bevor er dazu kommt ein Memorandum zu frisieren, platzt aber ein weiterer österreichischer General ins Vorzimmer. Mit Kopfverband und sichtlich abgehetzt. Und na wen wundert es? Natürlich ist es derjenige, der an der Donau stand und, statt alles im Griff zu haben, ordentlich auf den Sack bekommen hat. Plötzlich ist der Jammer groß und es werden wie wild Nachrichten an die verbliebenen Truppen ausgeschickt. Unserem jungen Fürsten dämmert es so langsam, dass die Zeit des Stempelpolierens vorbei ist, weil das “Genie Bonaparte” nach dem Österreicher sich natürlich den Russen vorknöpft. Seine Adjutantenkollegen haben den Ernst der Lage noch nicht so ganz begriffen und veräppeln zwei Generäle, die zum Krisenstab eintreffen. Da flippt Andrej gepflegt aus und beleidigt die “Hansnarren”.

Buch I, Zweiter Teil, Kapitel 8

Feindkontakt

Nikolaj Rostow ist mit seinen Husarenbros an der Donau und hat Feindkontakt. Es geht v.a. darum ohne die Mine zu verziehen im Kreuzfeuer zu stehen und auf das nächste Kommando zu warten. Die feindlichen Franzosen schießen mit Artillerie und Kartätschen (Shotgun-Artillerie) auf ihn und seine Bros, zwei werden verwundet und einer “beißt ins Gras” wie der Oberst, mit dem Nikolaj es sich irgendwie verscherzt hat, erfreut feststellt. Hauptsache mal was los I guess. Es gibt noch irgendeinen Disput, wer wem befohlen hat oder auch nicht, eine Brücke zu sprengen. Am Ende wird sie dann aber gesprengt.

Buch I, Zweiter Teil, Kapitel 10

Diplomatie in Brünn

Fürst Andrej steigt in Brünn (heute Tschechien) ab und besucht seinen Bekannten Diplomat Bilibin (35 Jahre alt, geistreich, Junggeselle und der Oberschicht angehörig). Dieser ist der Moukoko unter den Diplomaten und ist dementsprechend im Business seit er 16 ist. Er ist ebenfalls Russe aber aus irgendwelchen Gründen müssen sie sich auf Französisch unterhalten. Bolkonskij erzählt ihm wie die Gegner in Krems auf dem Schlachtfeld zerstört wurden, aber Bilibin betreibt Backseat-Gaming und fragt wie sie es geschafft haben keinen einzigen Marschall gefangen zu nehmen. Fürst Andrej countered mit Whataboutism und blamed Bilibin, weil er Bonaparte nicht überzeugt hat Genua aufzugeben. Bilibin nutzt die “Ich hör dich nicht”-Taktik und fragt weiter nach wieso Monier (ein Marschall anscheind) nicht gefangen genommen wurde. Desweiteren äußert er Eternal Sadness, weil er und sein Bro König Franz keinen Prater in Brünn haben. Fürst Andrej zählt jetzt die Niederlagen von Mack, Erzherzog Ferdinand und Erzherzog Karl auf um zu zeigen wie hefitg wichtig der Sieg der Schlacht ist und ist traurig, dass er nicht den Respect am receiven ist, den er sich vorgestellt hat.

Bilibin enthüllt, dass Wien von Frankreich besetzt wurde und die Schlacht von Fürst Andrej irgendein unwichtiger Unsinn war der wirklich niemanden interessiert. Fürst Auersperg verteidigt an der Wien-abgewendeten Seite der Donau und hat die Brücke mit Techiesminen zugespammt um den Push zu delayen. Bilibin gibt sich pessimistisch was den ganzen Feldzug (der Russen?) angeht. In der Berliner Zusammenkunft werden aber Kaiser Alexander und der König von Preußen bald noch einen kleinen Plausch abhalten, eventuell joined Preußen und dann könnte der Krieg weitergehen. Dann packt Bilibin noch schnell den Aluhut aus und befürchtet einen Snitchmove, bei dem Österreich und Frankreich geheime Beziehungen pflegen und demnächst Frieden ausrufen.

Nach dem Gespräch denkt Andrej noch über Österreich, Frankreich und Preußen nach; im Bett hitted dann aber Reversed-PTSD, die Bilder aus der Schlacht kommen wieder hoch und er ist extrem glücklich.

Buch I, Zweiter Teil, Kapitel 21

Realtalk nach der Bauchpinselung

Schlacht mit den Franzosen ist quasi zuende.

Rostow hat ne Kontusion (prellung) am Arm und versucht auf nen Artelleriewagen zu kommen. Bisher wurde er immer abgewiesen aber jetzt nimmt ihn Tuschin mit. Auf die Frage des Offiziers ob er verletzt ist, antwortet er natürlich mit Nein um dann später am Lagerfeuer wieder ne Dose Mitleid einzufordern. Dann gehts mit Fürst Bagration, Andrej, Rostow und einigen anderen Offizieren in nen Bauernhaus zur Schlachtanalyse. Nen gefangener Franzose steht da auch rum. Da hat man sich gegenseitig die Hucke vollgelogen, wie geil man was gemacht hat und was für tolle Befehle da waren. Als Bagration nach ner Kanone fragt die in der Schlacht zurückgelassen wurde, kommt der Stabsoffizier du jour (Tuschin) ins schwimmen und erzählt was von: jaja Andrej und ich sind da beide dagewesen keine Ahnung warum der Rückzug der Kanonen nicht geklappt hat.” Andrej: “Brudi du warst nichtmal vorort”. Dann bekommt Tuschin die Hucke voll weil er seine Artellerie verloren hat und keine Erklärung kommt. Auf Bagrations Frage: “Warum nimmst du halt den Nachschub der hinter dir steht nicht und lässt dir helfen?” Tuschin steht dann da wie erstarrt und Andrej macht realtalk: “Euer Durchlaucht (Bagration) beliebten mich zu der Batterie des Hauptmanns Tuschin zu senden. Ich war dort und habe zwei drittel der Mannschaft und der Pferde verwundet oder getötet gefunden; zwei Geschütze waren zerschossen und eine Bedeckungsmannschaft war nicht vorhanden. IMO: So muss ich sagen, dass wir den glücklichen Ausgang dieses Tages in erster Linie dieser Batterie und der heldenhaften Standhaftigkeit des Hauptmanns Tuschin und seiner Leute zu verdanken haben”. Danach dropt Andrej das mic und verlässt das Haus.

Ich gette nicht so ganz wie diese Aussage zu dem “du warst nichtmal da” Satz passt. Aber dieser Realtalk nach der Schlacht nachdem sich vorher jeder gebauchpinselt hat, ist eines der wenigen Sachen die ich vom ersten Lesen her noch wusste. Die Szene ist auch prägend für mein: Ich-find-Andrej-nice-Bild

Danach hat Rostow noch ne paar Alpträume und Bagration vereinigt seine Armee bzw. das was davon übrig ist wieder mit der von Kutusow.

Dritter Teil

Buch I, Dritter Teil, Kapitel 8

Truppenaufmarsch

Die beiden verbündeten Kaiser aus Russland und Österreich besichtigen zusammen ihre Armee. Sowohl frisch aus Russland eingetroffene, als auch die aus dem Felde zurückgekehrten Truppen vollführen zu diesem Anlass einen Aufmarsch. Achzigtausend Soldaten haben ihre zahllosen Gewehre, Bajonette, Säbel und Kanonen blitzblank gesäubert, stellen sich am frühen Morgen in tadelloser Uniform in Reih und Glied und folgen den Kommandos ihrer Offiziere, welche sie in strikt geordneten Gruppen über den riesigen Exerzierplatz bewegen. Jeder einzelne in dieser Menschenmenge, egal ob einfacher Soldat, Offizier oder gar General fühlt sich in diesem Augenblick klein und unbedeutend wie ein Sandkörnchen, aber auch zugleich mächtig und stolz bei dem Gedanken ein Teil dieses gewaltigen Ganzens zu sein.

Als Rostow, in den vordersten Reihen der Kutusowschen Armee stehend, den Geleitzug des Kaisers in der Ferne heranreiten sieht ergreift ihn eine stolze Selbstvergessenheit und eine leidenschaftliche Hingabe für seinen Kaiser. Als der junge, hübsche Kaiser vorm Pawlograder Regiment hielt und unter Fanfaren und Jubelrufen seine Ansprache beginnt, überflutete Rostow ein Strom der Liebe. Wie selig wäre er gewesen, hätte er in diesem Augenblick für seinen Kaiser sterben dürfen. Als die Soldaten dem Kaiser aus voller Kehle zum Abschied zuriefen schrie Rostow ebenfalls, so laut er nur konnte. Er hätte sich in diesem Moment durch sein Schreien liebend gern selbst Schaden getan, wenn er dadurch nur die Begeisterung für seinen Kaiser stärker zum Ausdruck hätte bringen können.

Der Kaiser verweilte noch einen kleinen Augenblick länger vor den Husaren, so als wäre er sich über etwas nicht ganz schlüssig. Rostow erschien diese Unschlüssigkeit erhaben und begeisternd wie eben alles, was der Kaiser tat. Der Moment der Unentschlossenheit dauerte aber nur kurz an, der Kaiser straffte seine Zügel und ritt davon. Rostow konnte bald nur noch seinen weißen Federbusch über das Gefolge hinweg beobachten. Bei dieser Gelegenheit sah er auch Bolkonskij, der unter den Offizieren lässig und leicht auf seinem Pferd saß. Er musste an seinen gestrigen Streit mit ihm denken und frage sich erneut, ob er ihn fordern müsse oder nicht. Im Angesichte des majestetischen Augenblickes welchen er gerade durchlebt hatte, wurde es Rostow klar, dass er ihn natürlich nicht fordern müsse. Was haben solche Streitereien zu bedeuteten, wenn man solche Liebe, Begeisterung und Selbstvergessenheit empfindet? Rostow liebte in diesem Moment alle und verzeihte jedem.

Als die Besichtigung vorüber war unterhielten sich die russischen Offiziere noch über ihre Auszeichnungen, über die Österreicher, über Bonaparte und darüber, wie schlecht es diesem jetzt ergehen werde, wenn das Korps aus Essen und die Preußen auf ihre Seite treten werden. Vor allem sprach man aber vom Kaiser Alexander, man wiederholte seine Worte und Gesten und war von ihm entzückt. Möge er doch bald den Befehl geben und gegen den Feind losziehen. Unter dem persönlichen Kommando eines solchen Kaisers war ja gar nichts anderes möglich als zu siegen.

Buch I, Dritter Teil, Kapitel 11

Strategen unter sich

Wir befinden uns am Vornachmittag der Schlacht von Austerlitz. Napoleon hat in den Tag zuvor noch um eine Unterredung mit dem Kaiser Alexander gebeten, dieser lässt aber erstmal Napoleons Gesandten warten weil er Mittagsschlaf machen muss und schickt dann auch nur den Fürsten Dolgorukow zu Napoleon, er selbst hat keine Lust. Man weiß dann nicht so ganz genau was Dolgorukow und Napoleon besprechen, aber zum Frieden führt es nicht. Beide Armeen bewegen sich einem Uhrwerk gleichend aufeinander zu.

Später treffen sich dann die wichtigen Leute, also Fürst Dolgorukow und Fürst Andrej auf einen Tee und besprechen was zu tun ist. Der alte Feigling Kutusow ist nicht dabei, aber der hat eh schlechte Laune und hält gar nichts davon anzugreifen und eine Entscheidungsschlecht einzugehen. Dolgorukow weiss aber ganz genau, das jetzt eine Entscheidungsschlacht das richtige ist, schließlich hat er vor kurzem noch mit Napoleon geredet und hat dabei gemerkt, dass dieser aber so richtig die Hosen voll hatte. Also erläutert Dolgorukow noch hastig und unklar seinen Plan (WeyrotherschenFlankenbewegung). Andrej ist mir dem Plan nicht zufrieden und schlägt einen eigenen, vielleicht sogar besseren Plan vor, aber der Plan von Dolgorukow war als erstes da und deswegen wird der jetzt eben gemacht.

Anschließend ist Andrej etwas verunsichert und fragt dann doch noch Kutusow, was er über die morgige Schlacht denkt. Dieser ist sich sicher, dass die Schlacht verloren werden wird und hat dies auch schon dem Oberhofmarschall Grafen Tolstoi mitgeteilt, damit dieser es dem Kaiser ausrichten kann. Tolstois Antwort war aber sehr lapidar: “Eh, mon cher général, je me mêle duriz et des côtelettes, mêlez-vous des affaires de la guerre.” (Ich glaube ca: “Mein lieber General, ich kümmere mich um/ mische mir Reis und Kotletten, kümmern Sie sich um den Krieg.”) Mit diesem netten Zitat werden wir aus dem Kapitel entlassen, man ahnt schon, dass das nicht gut ausgeht.

Buch I, Dritter Teil, Kapitel 15

Angriff bei Pratzen

Um acht Uhr begab sich Kutusow an der Spitze von Miloradowitschs vierter Kolonne zu Pferd nach Pratzen. Er begrüßte die Mannschaften des Vorderregimentes, erteilte den Befehl, zu marschieren, und zeigte damit, daß er diese Kolonne selber zu führen beabsichtigte. Fürst Andrej, der zu der gewaltigen Schar gehörte, die das Gefolge des Oberkommandierenden bildete, hielt dicht hinter ihm. Er fühlte sich erregt und nervös, gleichzeitig aber auch gelassen und ruhig, wie einem Menschen gewöhnlich zumute ist, wenn ein langersehnter Augenblick endlich herannaht. Links unten, im Nebel, hörte man das Schießen der unsichtbaren Truppen. Da wird man mich hinschicken, dachte er, mit einer Brigade oder einer Division, und dort werde ich mit der Fahne in der Hand allen voranstürmen und alles kurz und klein schlagen, was sich mir in den Weg stellt.

Der Oberkommandierende hatte am Ausgang des Dorfes haltgemacht und ließ die Truppen an sich vorüberziehen. Kutusow schien an diesem Morgen abgespannt und gereizt zu sein. Ein österreichischer Offizier sprengte auf Kutusow zu und fragte im Namen des Kaisers, ob die vierte Kolonne schon in den Kampf gezogen sei. Kutusow gab keine Antwort, wandte sich an Bolkonskij und sagte zu ihm: “Sehen Sie zu, mein Lieber, ob die dritte Division schon durch das Dorf marschiert ist, und sagen Sie ihr, sie solle haltmachen und meine Befehle abwarten.” Fürst Andrej wollte gerade abreiten, als er ihn noch einmal zurückhielt: “Und fragen Sie, ob die Schützen aufgestellt sind”, fügte er hinzu. “Was die nur machen, was die nur machen!” murmelte er dann vor sich hin, noch immer ohne dem österreicher eine Antwort gegeben zu haben.

Fürst Andrej sprengte hinweg, um seinen Auftrag auszuführen. Der Kommandeur des vordersten Regiments war höchst verwundert, als ihm der Befehl überbracht wurde. Er war der festen Überzeugung gewesen, daß vor ihm noch andere von unseren Truppen marschierten, und daß der Feind noch gegen zehn Werst entfernt sein müsse. Und tatsächlich war vorn nichts weiter zu sehen als ein ödes Gelände, das stark abfiel und von dichtem Nebel bedeckt war. Nachdem Fürst Andrej im Namen des Oberkommandierenden den Befehl erteilt hatte, sprengte er eilig wieder zurück. Kutusow befand sich noch an derselben Stelle, sein vierschrötiger Körper war greisenhaft im Sattel zusammengesunken; er gähnte schwer und machte die Augen zu. Die Truppen waren nicht mehr in Bewegung, sie standen Gewehr bei Fuß.

In diesem Augenblick hörte man die Regimenter hinter Kutusow in der Ferne Hurra schreien. Auf dem Weg von Pratzen kam eine buntfarbige Kavalkade daher, als wäre es eine ganze Schwadron. Allen voran sprengten in scharfem Galopp die beiden Kaiser. Kutusow kommandierte dem neben ihm stehenden Regiment: “Stillgestanden!” und ritt salutierend auf den Kaiser zu. Er nahm die Miene eines Untergebenen an, der sich jedes Urteils enthält. Mit erkünstelter Ehrerbietung, die Kaiser Alexander offenbar unangenehm berührte, ritt er auf ihn zu und salutierte.

“Warum fangen Sie denn nicht an, Michail Ilarionowitsch?” wandte sich Kaiser Alexander eilig an Kutusow, warf aber gleichzeitig einen höflichen Seitenblick auf Kaiser Franz. “Ich warte noch, Majestät”, erwiderte Kutusow in ehrerbietig vornübergeneigter Haltung. Fürst Andrej bemerkte, daß Kutusows Oberlippe unnatürlich zitterte, während er dieses “Ich warte noch” aussprach. “Es sind noch nicht alle Kolonnen zusammengezogen, Majestät.” Diese Antwort schien dem Kaiser sichtlich nicht zu gefallen. “Wir sind doch hier nicht auf der Zarizynwiese, Michail Ilarionowitsch, wo die Parade nicht eher anfangen darf, als bis alle Regimenter aufmarschiert sind.” “Eben deshalb fange ich nicht an, Majestät, weil wir hier nicht zur Parade auf der Zarizynwiese sind.”

Im Gefolge des Kaisers sah einer den anderen an, und auf allen Gesichtern war Mißbilligung und Tadel zu lesen. Wenn er auch ein alter Mann ist, so darf er doch, darf er doch unter keinen Umständen so mit dem Kaiser reden, drückten alle Mienen aus. Der Kaiser sah Kutusow starr und gespannt ins Auge und wartete, ob er noch etwas sagen würde. Aber der Oberkommandierende senkte nur ehrerbietig den Kopf und schien ebenfalls zu warten. Das Schweigen dauerte etwa eine Minute lang. “Übrigens, wenn Majestät befehlen”, sagte dann Kutusow, hob den Kopf und verfiel wieder in den Ton eines abgestumpften, sich unterordnenden Generals, der sich kein eignes Urteil erlauben darf. Er wandte sein Pferd um, rief den Gruppenkommandeur Miloradowitsch heran und erteilte ihm den Befehl zum Angriff.

Wieder setzten sich die Truppen in Bewegung. Während das Apscheroner Regiment vorbeizog, sprengte Miloradowitsch in vollem Galopp vor, salutierte schneidig und brachte sein Pferd vor dem Kaiser zum Stehen. “Mit Gott, General!” sagte der Kaiser zu ihm. Durch die Gegenwart des Zaren aufgemuntert, marschierten die Apscheroner mit festen, kräftigen Schritten an den beiden Kaisern und ihrem Gefolge vorbei. “Kinder!” rief Miloradowitsch mit lauter, munterer und selbstbewußter Stimme. Er war sichtlich durch das Geknatter der Schüsse, durch die Nähe des Kampfes und durch den Anblick der tapferen Apscheroner so in Begeisterung geraten, daß er sogar die Anwesenheit des Zaren vergaß. “Kinder, das ist doch nicht das erste Dorf, das ihr stürmt!” schrie er ihnen zu. “Hurra! Hurra! Hurra!” riefen die Soldaten zurück.

Das Pferd des Zaren scheute bei dem plötzlichen Geschrei. Dieses Pferd, das den Kaiser schon bei seinen Besichtigungen in Rußland getragen hatte, trug ihn auch heute auf dem Schlachtfeld bei Austerlitz. Ruhig duldete es, wenn sein Reiter es mit dem linken Fuß zerstreut in die Seite stieß, und spitzte bei dem Geknatter der Schüsse die Ohren, ganz so, wie es dies schon auf der Zarizynwiese getan hatte, ohne zu wissen, was diese Schüsse zu bedeuten hatten, und warum der schwarze Hengst von Kaiser Franz neben ihm stand, und ohne zu verstehen, was der, welcher auf ihm ritt, an diesem Tag fühlte, dachte und sprach.

Lächelnd wandte sich der Kaiser an einen, der neben ihm stand, zeigte auf die strammen Apscheroner und sagte irgend etwas zu ihm.

Buch II

Erster Teil

Buch II, Erster Teil, Kapitel 4

Zeit für ein Duell

Pierre aß und trank wie immer viel und mit großem Appetit. Doch alle, die ihn kannten, sahen eine große Veränderung in ihm. Er sagte während des ganzen Essens kein Wort, war ganz zerstreut und sah niedergeschlagen und finster aus. Er grübelte über eine Anspielung der bei ihm in Moskau wohnenden Prinzessin auf die nahen Beziehungen Dolochows zu seiner Frau und einen anonymen Brief, in dem ihm versichert wurde diese Beziehungen seien für niemandem ein Geheimnis außer für ihn selbst. Obwohl Pierre diese Anspielungen entschieden ablehnte, war es ihm doch ganz fürcherlich diesen hübschen frohen Dolochow jetzt anzusehen. Er erkannte, dass alles, was in dem Brief gesagt wurde zum mindesten wahr sein konnte. Er dachte daran, wie Dolochow, der nach dem Feldzug wieder in alle seine Rechte eingesetzt worden war, nach Petersburg zurückgekehrt und sich auf seine frühere Freundschaft zu Pierre berufend gleich zu ihm gekommen war. Pierre hatte ihn aufgenommen und ihm Geld geliehen, während Dolochow ihm zynisch die Reize seiner Frau angepriesen und sich bis zu ihrer Abreise nach Moskau nicht einen Augenblick von ihnen getrennt hatte. Pierre war sich sicher, dass es für Dolochow einen besonderen Reiz hätte seinen Namen zu schänden, gerade deshalb, weil er sich um ihn bemüht hatte. Er dachte an die Grausamkeiten die Dolochow manchmal beging und war überzeugt diesem war es angenehm, dass alle Leute sich vor ihm fürchteten. Tatsächlich fürchtete Pierre ihn ebenfalls und spürte bei diesen Gedanken etwas Entsetzliches, Scheußliches in seiner Seele aufsteigen.

Dolochow, Denissow und Rostow saßen Pierre gegenüber, unterhielten sich lustig miteinander, schielten ab und zu spöttisch zu Pierre hinüber und machten scherzhafte Anspielungen an dessen hübsche Frau. Rostow stand Pierre wenig wohlwollend gegenüber, weil dieser seiner Ansicht nach nichts weiter als einen reicher, weibischer Zivilist war, weil er Rostow in seiner Zerstreutheit nicht sogleich erkannt hatte und obendrein nicht zu seinem Glase gegriffen hatte, als zum Wohl des Kaisers getrunken wurde. Als Pierre sich angetrieben durch die spöttischen Bemerkungen schließlich über Dolochow echauffierte und ihn lauthals forderte, willigte Rostow deshalb ein Dolochows Sekundant zu sein. Während Pierre im Anschluss schon nach Hause gefahren war, besprach Rostow mit Neswizkij, dem Sekundanten Besuchows, die Bedinungen zum Duell und fragte Dolochow zum Abschied noch, wieso er so ruhig blieb. Dieser erwiderte darauf, dass das Geheimnis eines Duells darin lag, gar nicht daran zu denken, dass man getötet werden könnte. “Natürlich muß man sich vor einem Bären fürchten, steht man ihm aber Aug in Auge gegenüber, ist die Furcht auch schon vorbei. Dann hat man nur noch die eine Angst, daß er entweichen könnte.”

Als sich die Gruppe am nächsten Morgen pünktlich im Sokolnikiwäldchen traf, machte Pierre den Eindruck mit Gedanken beschäftigt zu sein, die mit dem vorliegendem Fall nicht das mindeste zu tun zu haben. Zwei Gedanken beschäftigten ihn ausschließlich: die Schuld seiner Frau, über die ihm nach dieser schlaflosen Nacht nicht der geringste Zweifel mehr verblieben war und die Schuldlosigkeit Dolochows, der doch keinerlei Grund gehabt hatte, die Ehre eines ihm fremden Menschen zu schonen. Vielleicht hätte ich an seiner Stelle auch nicht anders gehandelt, dachte Pierre. Warum also dieses Duell, dieser Mord? Man sollte von hier fortgehen, weglaufen, sich irgendwo verstecken, schoss es ihm durch den Sinn. Doch im selben Augenblick fragte er mit ruhiger, zerstreuter Miene “Geht es bald los? Sind Sie bereit?”.

Als alles fertig war, als die Säbel im Schnee steckten und die Grenze, bis zu der vorgegangen werden sollte markierten und als die Pistolen geladen waren, trat Neswizkij noch einmal auf Pierre zu und versuchte ihm das ganze auszureden. Er befände sich im Unrecht, war erregt und es läge auf keiner Seite eine Beleidigung vor. Es wäre edler sich einen Fehler einzugestehen, als eine Sache so weit zu treiben, dass sie nicht wiedergutzumachen ist. Er bat darum noch einmal verhandeln zu dürfen und eine Entschuldigung anzubieten. Pierre aber verneinte dieses Angebot und erkundigte sich nur noch einmal, wohin er gehen und wohin er schießen müsse. Er nahm die Pistole in die Hand und fragte, wo man sie abdrücken müsse, da er bis auf den heutigen Tag noch nie eine Pistole in der Hand gehabt hatte, was er sich aber nicht merken lassen wollte. Dolochow lehnte ebenfalls einen von Denissow vorgetragenen Versöhnungsversuch ab und trat auf seinen Platz.

Man hatte für das Duell eine kleine Lichtung im Fichtenwald ausgewählt. Die Gegner standen an den Rändern der Lichtung. Von dort, wo sie standen, bis an die Stelle, wo Neswizkijs und Denissows Säbel in den Schnee gesteckt waren, hatten die Sekundanten durch das Abmessen der Schritte in dem tiefen, weichen Schnee einen kleinen Weg gebahnt. Es taute immer noch und war neblig, so daß man auf vierzig Schritte nichts sehen konnte. Nach drei Minuten war alles fertig, aber man zögerte immer noch anzufangen. Alle schwiegen.

Zweiter Teil

Buch II, Zweiter Teil, Kapitel 6

Boris trifft Helene

Anna Pawlowna spielt Captain Hindsight und erzählt allen, dass sie ja von Anfang an wusste, dass Pierre ein schlimmer Finger ist. Bei einem ihrer versnobbten Kreiswichsabende stellt sie ihren Freunden von elitepartner den soziopathischen Blender Boris vor, der im auf Raten bezahlten Armanianzug aufkreuzt und alle Menschen nur nach potenziellem Nutzen bewertet. Er erzählt ein bisschen über seine Reise nach Glogau und den Zustand der preußischen Truppen. Die schöne Helene kriegt natürlich direkt ein feuchtes Höschen und lädt ihn zu sich nach Hause ein, wo er ihr “ein großes Vergnügen bereiten würde”. Boris ist natürlich down.

Buch II, Zweiter Teil, Kapitel 8

Haus Bolkonskij in Aufruhr

Es ist Krieg und Bonaparte ist ein Hurensohn (citation needed). Der alte Fürst Bolkonskij macht Biden-Trafo und erklärt seine Tattergreisigkeit nach Erlangung der Landwehr-Kommandeurswürde für beendet. Der kleine Fürst Nikolaj, sein Enkelsohn, wird kollektiv als geiler Boy evaluiert und alle wollen mit ihm hängen. Die kleine Fürstin ist offenbar irgendwann riffiert, fuckt ihre Hinterbliebenen aber ab, indem ihr Denkmal so ein bisschen ausschaut wie sie. Fürst Andrej verpisst sich nach Bogutscharowo (obviously) und hat keine Böcke auf Krieg. Andrej subbt dann für den alten Fürst, während der sich Dienstreise gönnt. Kleiner Fürst Nikolaj hält das für die perfekte Gelegenheit, ihn und Prinzessin Marja mit ein bisschen Fieber abzufucken. Dafür drückt Andrej ihm dann ein bisschen Hero (Medizin) rein. Laut incoming PN von Daddy Bolkonskij wurde Napoleon außerdem militärisch gecuckt, was geil ist. Irgendeinen specialigen Auftrag, den er ausführen soll, ignoriert er aber genüsslich, weil sein Kind ist ja krank.

Buch II, Zweiter Teil, Kapitel 13

Gotteslästerung

Fürst Andrej und Pierre besuchen Andrejs Daddy in Lysyja-Gory, der aber noch nicht da ist. Um sich die Zeit zu vertreiben schauen die beiden beim Zimmer der Schwester (Prinzessin Marja) von Andrej vorbei. Die hat schon Besuch von einem Mönch und einer alten Frau (Pelagea), von Andrej als “Gottesleute” bezeichnet. Pierre kann mit dem Begriff nichts anfangen.

Da Andrej wohl nicht viel für Gottesleute übrig hat outet er den Mönch direkt erstmal als Frau (Iwanuschka), was Marja wenig begeistert. Zum Glück ist Pierre eher neugierig als spöttisch und hat außerdem so dreamy eyes :love: . Marja gefällts.

Die alte Frau erzählt von einem Wunder (ein Bild der heiligen Mutter Gottes, dem der Balsam aus dem Bäckchen tropft) in Koljasin, von dem sie grade gekommen ist. Pierre ist mistrauisch und fragt nach ob sie das selbst gesehen hat, was bejaht wird. Trotzdem glaubt er ihr nicht. Um ihn zu überzeugen erzählt sie von einem General vor Ort, der ebenfalls nicht daran geglaubt hat. Als er das aber laut ausgeprochen hat wurde er blind. Flehend vor dem Bild kniend wurde er allerdings wieder geheilt.

Andrej und Pierre machen sich etwas darüber lustig, was der Frau dann doch zu viel wird und sie fängt weinend an ihre Sachen zu packen. Marja wieder wenig begeistert ärgert sich und beschwert sich bei Andrej und Pierre, der sich aber gekonnt mit “it’s just a joke” rauswindet.

Buch II, Zweiter Teil, Kapitel 19

Der Club der anonymen Kriegsverbrecher

Boris, spirituell Journalist für die Bunte, schildert den Tilsitter Memel-Konvent zwischen Bonaparte und Zar Alexander I. Als Adjutant auf dem aufsteigenden Ast prägt er sich alle möglichen Details ein und notiert sie sich. Für ihn ist der Krieg auch schon vorbei, die Franzosen jetzt Bros und es wird schon gerne gemeinsam dejeuniert. Der just angereiste Rostow findet Franzosen aber immer noch scheiße, außerdem wissen wir ja, dass Bonaparte ein Hurensohn ist (citation needed). Rostow crasht dann mit seinen Bad Vibes ein Anonyme Kriegsverbrecher Intercultural Exchange Meeting bei Boris und dem polnischen Graf Szilinski. Rostow’s eigentliches Anliegen ist aber, sich um ein gutes Wort für Denissow zu bemühen, was er Boris bei einer privaten Unterredung berichtet. Rostow hat dabei auch das Gefühl, dass Boris nur noch Fromage im Hirn hat, dieser versichert ihm aber, alles für Denissow zu tun, was er nur kann.

Buch II, Zweiter Teil, Kapitel 21

Pfauentanz

Nikolaj Rostow sieht zu wie sich Tsar Alexander und Kaiser Napoleon zum friedlichen Schwanzvergleich treffen. Dass sein Chef den kleinen Franzosen mit seinen kleinen weißen Händen wie einen Ebenbürtigen behandelt, geht ihm gar nicht gut rein. Zum Schaulaufen der Pfauen gehört, dass die Kaiser einem Offizier des Gegners einen Orden überreichen. Bonaparte lässt sich zero effort einen Klunker in die Hand geben und bewegt ihn dann vage an die Brust eines Soldaten, der in seine Richtung geschubst wurde, damit andere den Orden dann ordentlich anstecken. Dann reiten die Kaiser davon.

Blender Boris ist auch da und lädt den jungen Rostow zu irgendwas ein. Der sagt zu, schiebt aber heftige mood. Irgendwie passt ihm das alles nicht, dass Leute sinnlos sterben und Napoleon plötzlich ein legit Kaiser sein soll. Es gibt ein großes Saufi zur Feier des Tages, aber Nikolaj kommt nicht so richtig in Stimmung, weil jemand namens Denissow nicht begnadigt wird und weil es nach Kadavern riecht und Napoleon so kleine Fingerchen hat und seine Kameraden rumjammern, dass sie lieber noch weitergekämpft hätten. Über den letzten Punkt wird dann gestritten und Rostow meint, Befehl ist Befehl, da haben die kleinen Fische nichts zu melden. Dann befiehlt ihm jemand zu saufen und damit hat sich das Thema.

Dritter Teil

Buch II, Dritter Teil, Kapitel 1

Zwei alte Seelen

Im Jahre 1808 war Kaiser Alexander nach Erfurt gefahren um mit Kaiser Napoleon zusammenzutreffen und in der höchsten Petersburger Gesellschaft sprach man viel davon, wie großartig diese Zusammenkunft gewesen war. Als Napoleon im Jahre darauf Österreich den Krieg erklärte, war das Bündnis zwischen den beiden Weltherrschern, wie man Napoleon und Alexander nannte, inzwischen so groß geworden, dass ein russisches Armeekorps bis an die Grenze rückte, um den früheren Feind Bonaparte gegen den ehemaligen Verbündeten, den Kaiser von Österreich, zu Hilfe zu kommen. In den höchsten Kreisen sprach man sogar von einer Hochzeit Napoleons und einer Schwester Kaiser Alexanders. Neben all diesen Wendungen in der äußeren Politik waren es aber besonders innere Umwälzungen in allen Teilen der Staatsverwaltung, die zu dieser Zeit die Aufmerksamkeit der russischen Gesellschaft auf sich zogen.

Indessen ging das wirkliche Leben der Menschen wie immer seinen gewöhnlichen Gang. Fürst Andrej hatte zwei Jahre lang auf dem Lande gelebt, ohne aus seinen vier Pfählen herauszukommen. Die eine Hälfte seiner Zeit verbrachte er in Lysyja-Gory bei Vater und Sohn, die andere Hälfte in Bogutscharowo, seinem Landsitz. Alle jene Verbesserungen, die Pierre im Sinne gehabt aber nicht zur Ausführung gebracht hatte, hatte nun Fürst Andrej ohne sonderliche Mühe eingeführt. Er hatte auf einem seiner Güter die Leibeigenen zu freien Bauern gemacht, auf einem anderen die Fronarbeit in Pachtzins umgewandelt. In Bogutscharawo hatte er eine ausgebildete Hebamme angestellt und der Geistliche unterrichtete die Kinder der Bauern und des Hofgesindes. Obgleich er sich gegenüber Pierre gegenüber allen äußeren Ergeignissen gleichgültig gezeigt hatte, verfolgte Andrej doch alles mit großem Eifer, ließ sich viele Bücher kommen und bemerkte oft, dass seine Gäste aus Petersburg über alles, was in der inneren und äußeren Politik vorgegangen war, weit weniger orientiert waren als er. Zusätzlich befasste er sich mit einer kritischen Untersuchung der beiden letzten unglücklichen Feldzüge und einem Entwurf zur Abänderung der militärischen Reglements und Verordnungen.

Im Frühjahr 1809 besuchte Fürst Andrej als Vormund seines Sohnes dessen Güter in Rjasan. Auf dem weg dahin musste er mit derselben Fähre übersetzen, auf der er im vorigen Jahr mit Pierre jenes Gespräch geführt hatte. Danach ging es durch ein schmutziges Dorf und an den grün werdenden Feldern vorbei. Auf der Reise macht der Diener Pjotr ihn auf den Frühlingsbeginn aufmerksam und wirklich, es war schon alles grün, wie schnell das gegangen ist! Am Rande des Weges stand eine Eiche, sie mochte zehnmal so alt sein wie alle die Birken, die den Wald bildeten. Es war ein riesiger Baum, der mit seinen riesigen, plumpen, unsymmetrisch verzweigten, knorrigen Armen und Fingern wie ein altes, grimmiges Ungeheuer mitten unter den jungen Birken stand und geringschätzig auf sie herab sah. Frühling, Liebe und Glück! schien die Eiche zu sagen. Wird euch das nicht langweilig, an diesen immer wiederkehrenden, sinnlosen Betrug zu glauben? Es gibt keinen Frühling, keine Sonne und kein Glück. Ich stehe hier mit meinen gebrochenen, geknickten Zweigen, so wie ich gewachsen bin, und glaube nicht an euren Betrug.

Ja, sie hat recht, diese Eiche, dachte der Fürst. Mögen sich andere, jüngere, immer wieder diesem Betrug hingeben, wir aber kennen das Leben, unsere Zeit ist vorbei. Während dieser Reise ließ er sein ganzes Leben noch einmal an seiner Seele vorüberziehen und kam zu demselben beruhigenden, aber hoffnungslosen Schluß wie früher, dass er nichts neues mehr anfangen dürfte, sondern nur sein Leben zu Ende leben müsse, ohne etwas Böses zu tun, ohne Aufregung und ohne Wünsche.

Buch II, Dritter Teil, Kapitel 7

Logenpolitik

Pierre – gewissenhaftes, wenn auch eigentlich unwilliges, Oberhaupt der Petersburger Freimaurer – hat den inneren mallegrins (Limobier, Mia Julia und Doy Doy Version) nie ganz ablegen können. Zudem sind die ganzen Snobberia-Freimaurerbros alles ziemliche Heuchler. Im Groben gibt es für Pierre vier Kategorien innerhalb seiner Loge: a) Full Metal Alchemist Mystik-Weeaboos: Sind immerhin dedicated. Er respektiert sie, aber gibt keinen Duschenschiss auf Alchemie & Mystik. b) Die, die hoffen, das Freimaurerei MINDSET auch noch auf ihr actual Leben angewandt zu bekommen, aber damit strugglen (Pierre ist das). c) Elitäre Karnevalisten, die einfach enormen Gefallen an den permanenten, von ihren Seidenroben ausgelösten Sozialstatus-Semibonern gefunden haben. Finden die Rituale und das Gehabe geil. Form folgt Funktion. d) Networking-Wichser.

Darum hat sich Pierre Bildungsurlaub gegönnt, der ihn immerhin dazu inspiriert hat, mal ein bisschen geile Praxis ans Volk zu bringen mit seiner Loge. Es gibt dann eine dicke Versammlung und er hält eine große Rede über ihren gesellschaftlichen Auftrag (Spoiler: der gesellschaftliche Auftrag lässt sich neben Bildungsarbeit am Volk am besten wohl durch eine geheime Weltregierung in Freimaurer-Hand realisieren). Durch Pseudo-Eigenempirie entdeckt Pierre dann das psychologische Phänomen selektiver Wahrnehmung und ist schockiert, dass die anderen seine Worte interpretieren. Die Hälfte der Loge findet den Plan geil, die andere Hälfte kritisiert seine “westliche Aufklärungssucht”. Letztendlich wird sein Vorschlag abgelehnt und er macht’n polnischen Abgang mit zitternder Unterlippe.

Buch II, Dritter Teil, Kapitel 11

Die Geldsorgen der Rostows

Dostojewiski beginnt dieses Kapitel mit dem Satz “Die Geldverhältnisse der Rostows waren in den zwei Jahren, die sie auf dem Lande verlebt hatten, keineswegs besser geworden.” Dieser Satz fasst dann auch schon oberflächlich alles zusammen, was auf den nächsten Seiten passieren sollte, danach wiederholt der Autor sich nur noch. Das Familienoberhaupt (natürlich ein Mann) der Rostows, namentlich Graf Rostow, hat seine Familie durch Schicksal oder persönliches Unvermögen in die für seinen gesellschaftlichen Stand bemitleidens- sprich verachtenswerte Situation gebracht, nicht das nötige Einkommen für den einer gräflichen Familie angemessenen Lebensstandard erwirtschaften zu können. Für seine Töchter (mindestens 2, darunter eine mit 24 Jahren(!!!!) immer noch unverheiratete Wera) wurden einstmals 300 Seelen als Mitgift aus dem Vermögen der Rostows vorgesehen, wobei Seelen keine Fantasy Einheit ist, sondern euphemistisch für das Eigentum über diverse Menschen ländlicher Siedlungen steht. Die jeweils 300 Seelen sind nur leider längst verkauft und verpfändet und Bargeld ist eher was abstraktes ohne Sinn für ihn. Durch den wirtschaftlichen Verfall seiner (einst, wie man sagen könnte) angesehenen Familie sieht sich Graf Rostow in der unangenehmen Situation, gar einen Job “im Staatsdienst” in Petersburg anzunehmen.

In St. Petersburg ist das Leben jedoch so ganz anders als es sich im guten alten Moskau noch verhielt. Kenner russischer Geschichte wissen natürlich von den großen Umwürfen in der russischen Aristokratie, die der dem Adel aufgezwungene Umzug der Zarenschaft nach Petersburg mit sich brachte. Während die Rostows als Grafen (auch wenn man ihnen diesen Stand nicht mehr ganz abzukaufen mag) in Moskau noch in den allerhöchsten Kreisen verkehrten und diese häufig zu ihren Gästen zählen durften, wird die Rostow’sche Gastfreundschaft in der Hauptstadt des neuen Russlands sogar vom “Sohn eines Postmeisters vom Land” in Anspruch genommen. Ich bin mir nicht ganz sicher, ob das auch ein Euphemismus für niedrigen Landadel ist, der mit über den Kopf geht, oder der junge Mann nichtmal dieses von sich behaupten kann. Ansonsten trifft man sich aber auch mit Nachbarn (cringe, ich weiß), einer Hofdame (also ohne eigenes Einkommen, sprich ohne einen Mann mit eigenem Einkommen, cringe), wenig bemittelte Gutsbesitzer (ich hoffe es sind wenigstens Güter und nicht nur eines, cringe) und ihre Töchter (die wohl woanders nicht wilkommen sind, giga-cringe), Fräulein Peronskaja (wurde wahrscheinlich in vorigen Kapiteln intensiv erklärt wie cringe das ist, dadurch dass sie ohne männliche Begleitung genannt wird befürchte ich eine über 30-jährige unverheiratete Frau, maximaler cringe), Pierre Besuchow (lubold berichtete kurz er sei ein schlimmer Finger, also definitiv kein Gentleman und daher cringe) und der “soziopathischen Blender Boris” (von Lubold und blutgarten ausführlich zum ernsthaft cringigen Charakter erklärt). Wie ich eingangs schon sagte wäre dieser blamable Umgang mit Leuten des allenfalls niederen Adels bei besserer finanzieller Lage der Rostows niemals eingetreten.

Doch auch ein blindes Huhn findet mal ein Korn, und so finden die Rostows im Haufen menschlichen Abfalls den “gewissenhaften, tüchtigen Offizier” Berg wieder, der um Comtesse Wera Rosmanowas Hand anhält. Er ist nicht von namhaften Adel, nur “Sohn eines (zu allem Überfluss auch noch) unbekannten livländischen Edelmanns”, kann sich nicht mehr als einer “gesicherten Stellung in der Gesellschaft erfreuen”, aber wird immerhin als “sittlich gefestigter junger Mann” beschrieben, was man ja nicht von allen jungen Männern bisher behaupten kann (hust Boris hust). Er hat zudem diverse Auszeichnungen und andere Ehrentitel dadurch erhalten, nicht müde werdend über seine Errungenschaften in der Schlacht Austerlitz und dem finnischen Krieg zu berichten. Understatement sieht natürlich anders aus, aber viel mehr kann man auch nicht von jemandem erwarten, der vier Jahre vorher einem Kumpel im Parkett eines Moskauer Theaters (im Parkett Leute, ich weiß nichtmal wo das ist, irgendwo zwischen den Klos und der zugigen Eingangstür?) auf Wera deutend einem Kumpel “Die fick ich auch noch” gesagt haben soll. Ernsthaft wird Berg aber als sehr korrekter Typ dargestellt, der Wera offenbar gern hat (“liebt” natürlich, das 19. Jahrhundert ist sehr dramatisch) und keine eigennützigen Hintergedanken hegt. Nur ihre (leider namentlich nicht erwähnte) Schwester disst er ordentlich als “mit einem Wort: unangenehm”, und allein diese vorsichtige Ausdrucksweise macht ihn schon sympathisch.

Als wäre die Schmach einer nicht standesgemäßen Verlobung nicht genug kommt auf den alten Graf Romanow eine noch größere und, wie sollte es anders sein, finanzielle Belastung zu. Die doofe Mitgift natürlich, für die die verpfändeten Seelen hätten gut sein sollen. Eines Tages kommt der gute Berg, seines Zeichens Schwiegersohn in spe, auf den alten Grafen mit der Frage zu, wie die Mitgift denn aussehen würde - wenige Tage vor der Hochzeit und nur in Sorge darum, Wera einen angemessenen Lebensstandard bieten zu können, insofern in meinen Augen nach wie vor der good guy, der eher Opfer der Wertevorstellungen seiner Zeit ist.

Der Graf probiert ihn um den Finge zu wickeln mit einem “Das gefällt mir, daß du dich auch darum kümmerst, das gefällt mir, du wirst schon zufrieden sein” :fresse: Berg ist aber nicht völlig bemiggelt und sagt er würde sie nicht heiraten können wenn er nicht wisse, sie anständig versorgen zu können, wo die Mitgift relevant sei. Am Ende einigen sie sich auf 20k Rubel in bar (meinen kurzen Recherchen ergibt das irgendwas zwischen 200k und 5M €) und nochmal 80k Rubel als Wechsel, ich denke das ist eine Art ungedeckter Kreditkarten-Scam.

Buch II, Dritter Teil, Kapitel 12

Einrichten an der Front

Nikolaj Rostow hat ein kleines Problem: Natascha ist krank und hat mit Fürst Andrej gebrochen, was Nikolajs Eltern ihm schriftlich mitteilen und ihn bitten, deshalb schleunigst nach Hause zu kommen.

Leider ist Krieg, und unser Boy denkt gar nicht daran, sich beurlauben zu lassen, weder wegen Natascha, noch wegen der angebeteten Freundin seiner Seele Sonja, die er jedoch unmittelbar nach dem Krieg zu ehelichen gedenkt. Frau, Kinder, eine brave Meute Hetzhunde, zehn bis zwölf Koppeln flinker Windhunde, die Gutswirtschaft, die Nachbarn, Ehrenämter nach Wahl … man relatiert.

Als Alternative kann sich Nikolaj aber auch im Leben an der Front ganz ordentlich einrichten. Vor dem Krieg war er im Urlaub, ist in Abwesenheit befördert worden und genießt hohes Ansehen bei den Soldaten. Es wird vergnügt berichtet, dass der Truppe eigentlich auch völlig egal ist, ob sich der Frontverlauf gerade nach vorne, nach hinten, oder überhaupt nicht verändert. Ist halt Krieg, kann man mal machen, i guess. In Wilna wird hauptsächlich gewartet, bis der Befehl zum Rückzug nach Swenziany kommt, und hier läuft alles wie am Schnürchen. Der polnischen Bevölkerung werden neben der standardmäßigen Armeeverpflegung kurzerhand auch Pferde, Equipagen und Teppiche abgezogen, und Nikolajs Männer mogeln noch fünf Fässer altes Bier dazu, so dass er mit seiner Eskadron nicht mehr fertig wird, “weil sie alle betrunken waren”. Bisher klingt dieses Kriegsding eigentlich wirklich ganz dank.

Nach diversen weiteren Rückzügen ohne jegliche Kampfhandlung kommen sie am 13. Juli 1812 erstmals richtig ins Gefecht, was sich für Nikolaj in erster Linie darin äußert, dass er in einem Unterstand Pfeife raucht und sich mit seinem Protegé, dem sechzehnjährigen Offizier Iljin, unterhält. Jedenfalls so lange, bis ein anderer Offizier mit wirklich strammem Schnurrbart, dessen zuständiger Shrodo beim Einwohnermeldeamt offenbar gerne mit dem Kopf auf die Tastatur haut (Name: Zdrzinski), reinkommt und von einer glorreichen Heldentat an der Front berichtet. Das alles interessiert Nikolaj eigentlich eher so gar nicht - viel wichtiger: Iljin hat auf einem kurzen Scouting eine Kneipe aufgetan, in der neben ihren Soldaten auch die heiße junge Frau des Regimentsarztes abhängt, die anzugraben so etwas wie Volkssport unter den Offizieren ist. Also nix wie hin, um sich “wenigstens trocknen” zu können. Ist klar. Ich stelle auf jeden Fall keine Fragen mehr, was die vermehrten Rückzüge dieser ‘Armee’ angeht.

Buch II, Dritter Teil, Kapitel 13

Sleepover bei Maman

Natascha (Graf Rostows Tochter und Nikolaj Rostows Schwester) schleicht zu ihrer Mutter ins Schlafgemach für ein Sleepover. Die Mutti ist aber erst noch zu sehr mit Beten beschäftigt, weil sie glaubt bald zu sterben. Damit die Alte endlich aufhört mit dem frommen Getue hüpft Natascha im riesigen Bett der Gräfin herum. Es gibt ein bisschen Frau Mama und Bussi Bussi und dann liegen sie mit Lockenwicklern zusammen im Bett und führen Frauengespräche. Natascha ist, wie sich herausstellt, kein Kleinkind, sondern 16, und wenn sie nicht gerade Schnuten zieht und im Bett ihrer Mutter rumtollt und Kinderreime singt, verdreht sie den Männern am Hof den Kopf. Allen voran dem Blender Boris, den sie nur so zum Spaß vielleicht heiraten will. Aber eigentlich doch nicht. Den Besuchow blueballed sie auch, aber der ist Freimaurer schlimmer Finger, also taugt der auch nichts.

Frau Mama erklärt dann, dass das mit dem Boris nichts werden kann, schließlich ist er zu arm (cringe), zu jung (wait watt) und ein Verwandter (auch cringe vermute ich). Als dann der Graf an der Tür klopft ist das Sleepover vorbei und Natascha verzieht sich in ihre eigenen Gemächer, wo sie wie der Teenager der sie ist von perfekten Liebhabern träumt. Am Ende des Kapitels steht kurz angemerkt, dass die Gräfin Boris hereinbestellt, mit ihm redet und er sich von da an nicht mehr im Hause blicken lässt. Vermutlich hat sie ihm gesagt, was für ein ungenügender Lappen er ist.

Buch II, Dritter Teil, Kapitel 17

Bilderball

image

Buch II, Dritter Teil, Kapitel 23

Du darfst aber ned

Die alte Gräfin chillt in Nachtmontur und betet zum lieben Gott, als plötzlich ein wildes Natascha auftaucht und Schlecker einsetzt. Danach hüpft die Natascha ins Bett der Gräfin und treibt “allerlei Mutwillen” um die Aufmerksamkeit der Gräfin zu bekommen. Als sie diese erlangt hat gibts erstmal bisschen weird beschriebene - touchy interaktion die auch aus einem schlechten “Stepmom” Porn stammen könnte und nach dieser kurzen Szene geht es endlich weiter im Plot: Natascha ist heiß auf Boris und da Sie 16 und IMMERNOCH UNVERHEIRATET ist, gibts natürlich trouble, weil Boris wie wir uns erinnern ja der arme Schlucker mit dem auf Pump gekauften Armani-Anzug war, der O-Ton “Zu Jung, Zu arm und zu verwandt mit uns ist” (topkek). Die Response von Natascha ist “Ich will aber” die Mutti “Du darfst aber ned” etc etc etc.

Da die Gräfin nicht nachgibt wird die eben noch heiratswillige Erwachsene Natascha wieder zu einem 5 jährigen Kind und fängt an anhand der Fingerknöchel der Mutti die Monate abzuzählen wie in der Grundschule. Daraufhin erzählt die Mutter, dass sie das gleiche Problem mit nem armen Vetter hatte den sie wohl lieber gebimst hätte als den ollen Grafen und dass es halt damals auch nicht ging und die Natasche etzadla a ruh gebn soll. Als die Mutti dann damit droht, dass sie dem Boris Hausverbot gibt wird die Natty richtig mett “Was sind das für Dummheiten! - rief Natascha in einem Ton eines Menschen, dem jemand sein Eigentum wegnehmen will.” Jaja, wenn man ihr die Toyboys verbietet wird sie ganz rabiat. Als Vorschlag zur Güte sagt sie dann, dass der Boris ja “Bloß so, ohne Heiraten - rumkommen soll Zwinkger”. In der nächsten Eskalationsstufe ordnet sie ihren potentiellen Verehrern Farben und geometrische Formen zu, Boris ist eine Standuhr und grau, Besuchof (Pierre) ist blau mit rot und viereckig. Weirdchamp intensifies. Dann kommt aber leider der Graf nach Hause und vertreibt das Töchterchen und Ihre Torheiten aus seinem Ehebett.

In ihrer Stube kontempliert sie noch ein bisschen ob die gute brave Sonja evtl. gettet warum es jetzt der Boris sein muss aber sie kommt zu dem schluss, dass die ja auf Nikolaj aka die “Good Guys” steht und deswegen mit ihr nicht mitkommt vong Brains her. Schlägt sich auch darin nieder, dass sie keiner Versteht und sie deswegen ja im Umkehrschluss sehr klug sein muss (lol). Danach geht sie ihre perks durch und stellt sich vor, was die Männers so am thonken sind wenn sie sie erblicken.

Meanwhile bestellt die Gräfin am nächsten Tag den Boris um ihm GTFO zuzurufen und er pariert natürlich und ward nie mehr im Hause Rostow gesehen.

Buch II, Dritter Teil, Kapitel 24

Verhaltene Verlobung

Da er selber die Ursache des Aufschubs war, bestand Fürst Andrej darauf die Verlobung mit Natascha noch nicht öffentlich bekanntzugeben. Er habe sich mit seinem Wort auf ewig verpflichtet, Natascha aber solle nicht gebunden sein und in einem halben Jahr noch ohne große Aufmerksamkeit zurücktreten können, sollte sie dann zum Entschluss kommen ihn nicht zu lieben.

Andrej besuchte jetzt täglich die Rostows. Anfangs fühlte sich die gesamte Familie im Umgang mit dem Fürsten etwas unbehaglich, aber nachdem Natascha sie beruhigen konnte, gewöhnten sie sich an ihn und man führte erste ungezwungene Gespräche miteinander. Andrej unterhielt sich mit dem Grafen über die Wirtschaft, mit der Gräfin und Natascha über Toilettenfragen und mit Sonja über ihre Albums und Handarbeiten. Bisweilen sprachen die Familienmitglieder ihre Verwunderung über die Umstände des Ereignisses aus: der Besuch des Fürsten in Otradnoje, ihre Übersiedlung nach Petersburg, die Ähnlichkeit zwischen Natascha und Andrej und das Zusammentreffen zwischen Andrej und Nikolaj im Felde 1805. Das und vieles andere mehr wurde als Vorzeichen für das Geschehene gedeutet.

Ansonsten herrschte aber oft eine poetische Stille im Haus. Auch wenn das Brautpaar alleine im Zimmer war blieben sie sehr verhalten. Über ihre gemeinsame Zukunft sprachen sie selten, denn sie verspürten beide eine peinliche Angst darüber. Als Natascha einmal nach Andrejs Sohn fragte, erklärte er ihr, dass dieser nicht mit ihnen zusammen leben werde. Natascha versicherte zwar, dass sie ihn lieb haben würde, aber Andrej blieb dabei, er wolle dem Großvater den kleinen nicht wegnehmen.

Am Tag seiner Abfahrt von Petersburg brachte der Fürst Pierre mit zu den Rostows, der seit dem Ball nicht ein einziges Mal bei ihnen gewesen war. Dieser verhielt sich verlegen und sprach zunächst nur mit der Gräfin. Natascha erklärte Andrej auf dessen Nachfragen, dass sie Pierre schon länger kenne und für einen prächtigen und sehr spaßigen Menschen hielt, woraufhin Andrej ihr offenbarte ihm ihr Geheimnis anvertraut zu haben, da er Pierre schon von Kind auf kenne. Er rat Natascha, sich während der Zeit ihrer bevorstehenden Trennung nur an Pierre zu wenden, sollte sie Kummer über die Verlobung verspüren. Er sei zwar ein zerstreuter und komischer Mensch, aber er habe ein Herz aus Gold.

Als schließlich der Tag der Abreise ihres Verlobten gekommen war, schien Natascha zuerst gar nicht recht zu verstehen was ihr bevor stand. Als Andrej ihr zum Abschied zum letzten Male die Hand küßte, sagte sie nur “Gehen Sie nicht fort!” Doch als er gegangen war weinte sie nicht, sondern blieb ein paar Tage auf ihrem Zimmer, zeigte für nichts Interesse und fragte immer “Ach, warum, warum ist er nur fortgereist?” Doch vierzehn Tage nach seiner Abreise genas sie plötzlich von ihrer seelischen Krankheit und wurde wieder die alte.

Buch II, Dritter Teil, Kapitel 25

Gottes Wege sind unergründlich

Der alte Nikolaj Andrejewitsch Bolkonoskij residiert mit Familie in einem Kaff an der Wolga. Sein Sohn Andrej ist zu Besuch, aber irgendwie verstreiten sie sich und Andrej reist ins Ausland. Der Alte drangsaliert täglich seine Tochter die immertraurige Emoprinzessin Marja. Sie trägts mit Fassung, ist schließlich alles gottgewollt. Marja ist alleinstehend, ihre Hobbies sind Beten, den Neffen verziehen und lange Briefe schreiben.

Einen solchen Brief schreibt sie dann auch an ihre Freundin Julie Karagina in Petersburg. Julies Bruder ist kürzlich gestorben und so tröstet Marja sie damit, dass Gott wohl einen guten Grund dazu gehabt habe. Wie zum Beispiel bei ihrer Schwägerin Lisa (Andrejs Frau und Mutter vom kleinen Nikolaj), die wahrscheinlich keine gute Mutter gewesen wäre. In Moskau wird man sich kommenden Winter wahrscheinlich nicht sehen, weil ihr streitsüchtiger Vater bei der bloßen Erwähnung Napoleons einen Tobsuchtsanfall bekommt und Bonaparte in Moskau als legitimer Kaiser der Franzosen betrachtet wird. Julie hat Marja wohl geschrieben, Andrej hätte sich in Petersburg verheiratet, aber Marja dementiert das und will eigentlich die beiden verkuppeln.

Vierter Teil

Buch II, Vierter Teil, Kapitel 2

Wirtschaftskrise

Auf Wunsch seiner Mutter hielt sich Nikolaj in Otradnoje auf um sich um die Wirtschaftsangelegenheiten des Guts zu kümmern. Da ihm dieser Zwang lästig war, ging er bereits drei Tage nach seiner Ankunft ingrimmig und mit finster zusammengezogenen Brauen in das Seitengebäude zu Mitenka, um sich von diesem die Bücher zeigen zu lassen. Bereits nach kurzer Zeit war zu vernehmen, wie die Stimme des jungen Grafen immer mehr und mehr anschwoll und schließlich ein entsetzliches Schimpfwort nach dem anderen hervorbrachte. Offenbar war er zu dem Entschluss gekommen, dass Mitenka die Besitztümer der Familie veruntreut habe, weshalb er ihn am Kragen gepackt und unter Tritten aus dem Haus warf. Der Verwalter flüchtete daraufhin in ein nahegelegenes Boskett, während seine Frau und seine Schwägerinnen den Vorgang erschrocken von ihrem Zimmer aus beobachteten.

Am nächsten Tag rief der alte Graf seinen Sohn beseite und versuchte ihn zu beschwichtigen. Er habe mit Mitenka gesprochen und dieser habe ihm alles erklärt. Es läge nur ein Missverständnis vor, die siebenhundert unverbuchten Rubel stünden als Transport auf einer folgenden Seite. Nikolaj entgegnete daraufin, dass er sicher wüsste, dass Mitenka ein Halunke und ein Dieb sei, aber wenn sein Vater es so wünsche, dann würde er sich ab sofort aus diesen Angelegenheiten heraushalten. Daraufhin wurde der alte Graf verlegen, da er sich für einen schlechten Verwalter des Gutes seiner Frau hielt und befürchtete sich vor seinen Kindern schuldig gemacht zu haben. Um es wieder gut zu machen, bat er seinen Sohn darum sich weiter damit zu befassen, was er mit seinem fortschreitendem Alter begründete.

Der junge Graf wollte davon allerdings nichts hören. Er verstünde von den Geschäften sowieso viel weniger als sein Vater und wollte damit nichts mehr zu tun haben. Nur einmal noch, als die Gräfin ihn fragte was sie mit einem Wechsel über zweitausend Rubel machen solle, der ihr von Anna Michailowna ausgestellt wurde, mischte er sich ein letztes Mal in geschäftliche Angelegenheiten ein: Er erklärte Anna Michailowna zwar nicht zu lieben und auch Boris nicht ausstehen zu können, aber immerhin seien sie Freunde der Familie und arm. Deshalb nahm er den Wechsel und zerriß ihn in kleine Stücke, woraufhin die Gräfin vor Entzücken über diese edle Tat in Freudentränen ausbrach. Nach diesem Vorfall kümmerte sich der junge Rostow nie wieder um geschäftliche Dinge und gab sich mit Leidenschaft dem für ihn noch neuen Zeitvertreib der Hetzjagd hin, die bei dem alten Grafen jetzt in immer größerem Umfang abgehalten wurde.

Buch II, Vierter Teil, Kapitel 6

Hasenjagd

Der alte Graf fuhr nach Hause und die Kinder versprachen gleich nachzukommen. Die Jagd ging noch weiter, gegen Mittag schickte man die Hunde in eine Schlucht und Nikolaj hielt auf einem Feld, von wo aus er alle seine Jäger überblicken konnte. Er beobachtete wie die Hunde losgelassen wurden und sie mit lautem Gebell einen Fuchs den Berg hinauf jagten, wie sie ihre Beute fingen und wie zwei Jäger, einer davon ein fremder, anschließend auf sie zuliefen. Die Jäger blieben noch lange nachdem sie den Hünden ihre Beute abgenommen haben stehen und fingen an heftig zu gestikulieren. Dann ertönte ein Hornruf, um zu signalisieren, dass ein Streit ausgebrochen war. Der Leibwächter des jungen Grafen erklärte noch, dass sich da ein Ilaginscher Jäger mit ihrem Iwanow streitete, als dieser nach seiner Schwester und Petja rief und zum Ort des Streites ritt.

Es war so, dass Ilagin mit den Rostows schon ewig Streiterein und Prozesse hatte und oft auf Revieren jagte, die der Familie gehörten. Nikolaj hatte Ilagin noch nie gesehen, da er aber wie immer in seinem Urteil und seinen Gefühlen keine Mittelstraße kannte, hasste er ihn bereits von ganzer Seele und hielt ihn für seinen grimmigsten Feind. So ritt er zornig erregt auf die Ilaginsche Jagdgesellschaft zu und war entschlossen schonungslos gegen seinen Widersacher vorzugehen. Statt eines grimmigen Feindes fand er in Ilagin jedoch einen stattlichen, artigen Herrn. Als dieser bis zu Rostow herangeritten war, schilderte er, dass er den Vorfall aufs äußerste bedauere und er bereits den Jäger zu bestrafen befohlen hatte, der es sich unterstanden hatte, ein von fremden Hunden gehetztes Wild zu verfolgen. Er bat den Grafen um seine Bekanntschaft und bot ihm sein eigenes Revier zur Jagd an. Nikolaj willigte ein und gemeinsam ritt die gesamte Jagdgesellschaft zum etwa eine Werst entfernten Ilagischen Revier.

Unterwegs begutachtete man die Meute, machte aus welcher fremde Hund eine Konkurrenz für die eigenen sein könnte und sprach sich in gespielter Gleichmütigkeit gegenseitig Komplimente über die besonders gelungenen Exemplare des anderen aus. Während Nikolaj noch seinem Leibwächter zuflüsterte, er solle jemanden finden der ihm einen geduckten Hasen aufspüre, damit er Ilagin mit den Jagdkünsten seiner Lieblingshündin Milka beeindrucken könne, schilderte dieser, dass er es nicht begreifen könne wie ein Jäger einen anderen um seine Beute oder seine Hunde beneiden könne. In netter Gesellschaft einen Spazierritt zu machen, das freue ihn ungemein (er nahm beim Aussprechen dieser Worte seine Bibermütze vor Natascha ab), aber wieviele Bälge er heimbringe, das wäre ihm ganz gleichgültig.

Noch während dieses Gesprächs wurden die beiden durch den Ausruf eines Treibers überraschend darauf aufmerksam gemacht, dass man einen Hasen gefunden habe. Nach einem kurzen Hin und Her verzichtete Nikolajs Onkel Michail Nikanorytsch darauf an der bevorstehenden Jagd teilzunehmen, da sein Hund nicht mit den teuren Hunden der beiden anderen mithalten könne. Man einigte sich also darauf, dass Milka und Jorsa, die Lieblingshündin Ilagins, um die Wette rennen sollten.

Noch bevor man sich in Stellung bringen konnte, verstand der im Versteck liegende Hase jedoch seine Situation und rannte überraschend davon. Daraufhin folgte ihm die gesamte Meute: die Reiter hoch zu Pferde, die Gruppe Hetzhunde und allen voran die beiden Windhunde. Erst sah es so aus, als würde Jorsa den Hasen als erste einfangen können, doch nachdem sie ihn fast eingeholt hatte, verfehlte sie ihn beim Versuch ihn in den Schwanz zu schnappen, wobei sie sich köpflings überschlug. Milka konnte aufschließen und ging in Führung, doch auch sie konnte den Hasen nicht fangen, sondern wurde von ihm durch geschicktes Hakenschlagen abgeschüttelt. Die beiden Hunde waren jetzt wieder gleichauf, doch der Hase hatte sich in eine Furche gerettet, in der er schneller voran kam als die Hunde. Dann hörte man plötzlich den Onkel seinen Hund Rugaj anfeuern, woraufhin dieser den Hasen aus seiner Furche in die Wintersaat hinein jagte, wo er ihn schließlich einfangen konnte.

Der Onkel war außer sich vor Glück, folgte seinem Hund ins Feld und nahm ihm den Hasen ab. Er erklärte, dass so ein Hund alle aus dem Feld schläge. “Da habt ihr nun tausend Rubel für eure Hunde bezahlt! Klare Sache, und damit Hopp!” Nikolaj, Ilagin und ihre Jäger raunten währenddessen, dass es ja kein Kunststück sei einen Hasen zu fangen, der zuvor schon von zwei anderen Hunden halb zu Tode gehetzt wurde. Der Onkel aber befestigte den Hasen an seinem Sattel, wie als ob er allen seinen Sieg nochmal unter die Nase reiben wolle. Alle anderen gingen missmutig und beleidigt auseinander und konnten erst lange nachher ihren früheren, erheuchelten Gleichmut wiederfinden. Lange noch schielten sie verstohlen nach dem roten Rugaj hin. “Was wollt ihr denn? Ich bin ein Hund wie alle anderen auch, solange es nichts zu hetzen gibt. Dann aber rette sich, wer kann!” schien seine Miene zu sagen, wenigstens kam es Nikolaj so vor. Als lange nachher der Onkel auf Nikolaj zugeritten kam und ein Gespräch mit ihm anfing, da fühlte sich Nikolaj geschmeichelt, dass der Onkel nach alledem ihm noch einer Unterhaltung würdigte.

Buch II, Vierter Teil, Kapitel 9

Weihnachtsausgabe

Heute kommt das langerwartete K&F - Christmasspecial, was die Simpsons können, kann Tostoy schon lange - lol.

Wer jetzt auf kranke specialaction und plotttwists spekuliert hat wird derbe enttäuscht, denn “außer einem besonders feierlichen Mesgottesdienst und den förmlichen langweiligen Gratulationen der Nachbarn und der Gutsleute, außer den neuen Kleidern, welche alle anhatten, gabe es nichts Besonderes, wodurch sich diese Tage von anderen unterschieden hätten.”

Nach dem Faden intro, was nichts gutes Verheißt, nimmt das Kapitel allerdings mit diesem Satz nochmal Fahrt auf: “… machte sich bei einer windstillen Kälte von zwanzig Grad, bei dem hellen, blendenenden Sonnenschein am Tag und dem winterlichen Sternenglanz in der nacht das BEDÜRFNIS fühlbar, in dieser Zeit irgend etwas BESONDERES zu unternehmen.”

ES SPECIALT ALSO DOCH - GOTT BIN ICH GESPANNT WAS DA JETZT KOMMT. Laber nicht Onkel Apo, jetzt erzähl es uns endlich zefix - WAS IST PASSIEREND?

WAIT FOR IT

Nix. Absolut nix. Nikolaj dylft bei Spezln rum oder pennt im Sofazimmer. Der Graf pennt in der Stube, Sonja macht Handarbeit (not that kind of Handarbeit though) und die Gräfin spielt Tarot mit sich selbst (kek). Randoms die irrelvant sind tun nix , aber dann, DANN ISSES endlich soweit:

Auftritt - NATASCHA. Der quirlige Wirbelwind. Jetzt wird ja wohl mal was passieren oder?

Wäh wäh ich will meinen Boy wiederhaben, das Leben ist ja sooooooooooooo unfair, flennt sie die Gräfin voll. Weil die sie nicht versteht geht sie weg und legt sich mit ner Gesindefrau an und gibt einer ihrer Dienerinnen (Mawruscha) zur Feier des Tages zum “herumtollen” frei - richtige Gönnerin. Danach kommandiert sie im Verzogene Göre Stil verschiedenes Gesinde herum, belästigt die armen Diener beim Kaddln und verlangt unter anderem literal nach einem HAHN den ihr der arme Nikita bringen soll - lol. Außerdem braucht sie noch Hafer, Tee und Kreide - Wird Natascha jetzt etwa eine Satanische Hexe die ein Ritual durchführen will?

Jedenfalls hält sie die ganze Truppe mit sinnlosen Tasks auf Trapp und das an Weihnachten … “Niemand im ganzen Haus schickte die Leute so viel hin und her und machte ihnen so viel Arbeit wie Natascha. Sie brachte es nicht fertig Leute zu sehen, ohne sie irgendwohin zu schicken…”

Dann belästigt sie noch den Hausnarren, das Lehrerpaar Vogel und die Gouvernanten.

Petja baut währenddessen Böller mit seinem persönlichen Diener, die er zur Feier des Tages abfackeln will - nice. Aber dabei stört ihn die doofe Natascha und zwingt ihn dazu sie auf seinem Rücken rumzutragen und Pferdchen zu spielen obwohl er der jüngere zu sein scheint - wtf? Außerdem brabbelt sie dabei was von Madagaskar - wtf?

“Nachdem sie so gleichsam ihr Reich durchwandert, ihre Macht erprobt und sich überzeugt hatte, dass alle ihr gebührendermaßen gehorchten, das Leben aber trotzdem langweilig war, ging Natascha in den Saal, nahm die Gitarre … um eine Melodie herauszubekommen … die sie zusammen mit dem Fürsten Andrej gehört hatte”. Aha, dann wissen wir jetzt zumindest wer der aktuelle Geliebte/Verlobte/Whatever ist und wonach sich die ach so traurige Natascha am Szeneneingang so weinerlich verzehrt hat.

Sonja steppt aus Versehen in den Raum und prompt hat Natascha nen Job für sie, “geh mal den Nikolaj wecken, mir ist fad der soll singen kommen, ist ja Weihnachten etzadla!” Während Sonja also den Co-Singstar-Sänger organisiert, kontempliert Natascha, dass sie ALT wird (ist da glaub grad 16 oder so) und wenn ihr Geliebter Andrej und sie nicht bald was maken, dann ists vorbei. Scheinbar ists wichtig, dass er zu irgendner Deadline die sie vereinbart haben aufschlägt und die alte ist deswegen so ein nerviges entnervtes Bündel.

Weil keiner erscheint geht sie ins Speisezimmer und da sitzen alle am Tisch, nur der Geliebte nicht. Also ab zu Mutti für bisschen Drama und miese Krise Teil 2. Nach dem Abendessen dürfen die Kinder spielen gehen.

Buch II, Vierter Teil, Kapitel 10

Weihnachten bei den Rostows

Das Kapitel eröffnet mit einer Diskussion, die pseudo-deeper nicht auf einer Sommerlan hätte stattfinden können. Die Geschwister Natascha und Nikolaj sitzen mit der schüchternen Cousine Sonja im Diwanzimmer des elterlichen Hauses, das offenbar soviele Wohnzimmer hat, dass diese zur Unterscheidung nach dem Inventar benannt werden. Es wird eine “weißt Du noch damals, als…” Story nach der anderen gedroppt, und Sonja ist auch da. Sie ist weniger extrovertiert und die stürmischen Gefühlsausbrüche und Dramatik der beiden Rostow-Geschwister geht ihr ab, und doch genießt sie die Qualitytime mit der Fam.

Schließlich kommt die Geschichte, wie Sonja zur Familie gestoßen ist, eine bruchstückhafte Kindheitserinnerung für die drei und es wird nicht genauer aufgeklärt. Auftritt des Stubenmädchens, das Natascha völlig kontextlos flüsternd ankündigt: “Gnädiges Fräulein, der Hahn ist gebracht worden” Um welches Boytoy Nataschas es sich handelt bleibt im Dunkeln, denn Natasche erwidert kühl “Ich brauche ihn nicht mehr, Polja; laß ihn wieder wegbringen”.

Die Unterhaltung leidet unter diesem kurzen Intermezzo nicht, und Eduard Karlytsch Dümmler betritt das Zimmer, um auf Geheiß der alten Gräfin Rostow, die im offenbar benachbarten Salon verweilt, ihr Lieblingsnotturno auf der Harfe zu spielen. Um die Dramatik der Situation zu erhöhen macht Natascha das Licht aus und nur der silberne Vollmond erhellt die ergreifende Szene. Natascha nimmt noch einen Zug von der Bong: “Ich glaube, wenn man sich so erinnert und erinnert und immer wieder erinnert, so kommt man schließlich in der Erinnerung so weit, daß einem auch das wieder einfällt, was geschehen ist, ehe man auf der Welt war…” Dümmler setzt sich zu der Gruppe, es geht um die Seelenwanderung, ob man vor seinem jetzigen Ich mal Tier oder doch Engel war. Mutter Rostow, die alte Gräfin, gettet den Vibe nicht und bittet Natascha, etwas vorzusingen, und sie steht auf, Nikolaj steppt ans Klavier. Und Natascha singt wie eine junge Göttin, so wundervoll dass Graf Ilja Andrejewitsch (Rostow) in der Unterhaltung mit seinem Verwalter Mitenka voll Ergriffenheit den Faden verliert und die beiden nur noch lauschen. Nikolaj geht ebenso wenn auch nur als Statist verglichen mit Nataschas Strahlkraft in der Szene auf, und Sonja denkt bei sich wie viel weniger bezaubernd sie selbst doch ist als ihre Cousine (hier wird die Verwandtschaftsbeziehung gedroppt btw).

Die alte Gräfin ist ergriffen und erkennt doch sofort, dass Nataschas Zartheit und Kraft sie doch zu nahe an die Sonne führen, dass sie “zuviel” ist, um prompt in Besorgnis ob der bevorstehenden Hochzeit mit Fürst Andrej zu verfallen. Nicht unbegründet, wie wir ja schon gesehen haben. Und dieser Moment göttlicher Schönheit wird wüst unterbrochen von dem kleinen Rostow-Bruder Petja, der herbeieilt mit der Nachricht, Maskierte sein angekommen. Natascha verdrückt einige Tränen, weil sie so rüde aus ihrem Solo gerissen wurde. Doch merry cultural appropriation und crossdressin ensues, denn es ist wohl Brauch sich zu Weihnachten zu verkleiden.

Man entschließt sich, per Schlitten zum benachbarten Gut/Schloss zu fahren, und Sonja findet als Mann verkleidet ihr Selbtbewusstsein, und Nikolaj sie deutlich schöner als ihm vorher je aufgefallen ist. Die Freud’sche Analyse überlass ich euch.

Fünfter Teil

Buch II, Fünfter Teil, Kapitel 3

Der Tag des Nikolaus

Wir schreiben das Jahr 1810 zum Nikolaustag, also den Namenstag des Fürsten Nikolaj Andrejewitsch. Obwohl dieser der Prinzessin Marja die Anweisung gegeben hat zu diesem besonderen Anlass nur eine kleine Liste an eingeladenen Gästen ins Haus zu lassen, lädt sich sein Hausarzt, ein Franzose namens Métivier, wie selbstverständlich selbst zum Gratulieren ein. Leider befand sich der Fürst an diesem Tage in allerschlechtester Laune. Als der Arzt sich also von der Prinzessin in den Salon zum Fürsten geleiten lässt, wird er unverhofft zum Opfer eines Wutausbruchs. Den zornigen Äußerungen des Fürsten ist gerade noch so zu entnehmen, dass dieser seinen Arzt neuerdings für einen französischen Spion hält, bevor er ihm befielt sein Zuhause zu verlassen und die Salontür vor ihm zuknallt. Métivier, etwas ratlos aber scheinbar nicht zu sehr besorgt von dieser Affäre, sagte noch, dass der Fürst sich wohl nicht ganz wohl fühle bevor er versichterte am morgigen Tage wiederzukommen.

Als der Arzt das Haus verlassen hatte, rief der Fürst seine Tochter zu sich und entlud seinen Zorn über sie. Es sei ihre Schuld, dass sie diesen Spion ins Haus gelassen habe, obwohl er es ihr doch ausdrücklich verboten habe. Er lässt verlauten, dass es so nicht weiter gehen könne, dass man sich trennen müsse und sie sich einen anderen Aufenthaltsort suchen solle. Er versichert ihr, dass dies kein neuer Gedanke sei, den er in seinem Zorne nur so dahin sagt, nein, er habe sich das schon länger überlegt und es müsse jetzt unbedingt so kommen. “Wenn Sie doch nur irgendein Esel heiraten wollte” schrie er ihr noch zu, bevor er auch ihr seine Tür vor den Kopf stoß.

Etwas später um zwei Uhr nachmittags versammeln sich die auserlesenen Gäste zum Diner. Gekommen sind: der bekannte Graf Rastoptschin, Fürst Lopuchin mit seinem Neffen, General Tschatrow, ein alter Kriegskamerad des Fürsten, und von jüngeren Leuten Pierre und Boris Drubezkoj. Das Haus des Fürsten gehörte zwar nicht gerade zur “großen Welt”, aber da er für gewöhnlich nur einen so kleinen Kreis zu sich einlädt, war es desto schmeichelhafter dort empfangen zu werden. Boris hatte also schon länger den eifrigen Wunsch dem Fürsten Nikolaj Andrejewitsch vorgestellt zu werden und hatte es verstanden sich die Sympathie des Fürsten in so einem hohen Grade zu erwerben, dass dieser für ihn eine Ausnahme machte.

Es wurde sich über Napoleon unterhalten, darüber, dass dieser sich scheinbar gegen den Papst auflehne und die Ländereien des Herzogs von Oldenburg annektiert hat. Daraufhin bemerkte Boris, offenbar um Eindruck zu machen auf Französisch, dass der Herzog von Oldenburg sein Unglück mit bewunderswertem Charakter ertrage, woraufhin der Fürst beinahe etwas entgegnet hätte, sich dann aber doch im Angesicht des geringen Alters seines Gegenübers dagegen entschied. Im Folgenden wird sich noch über den neuen französischen Gesandten am Kaisershof ausgetauscht, der sich wohl abschätzig über die Grenadiere eines Parademarsches geäußert habe und dem der Kaiser daraufhin keines Wortes weiter gewürdigt habe. Immer wenn im Verlaufe des Gesprächs der Kaiser erwähnt wurde, fiel es im Übrigen auf, dass der Erzähler kurz innehielt und sein Urteil über dessen Person zurückhielt.

Im Laufe des Abends wurde der Fürst dann immer lebhafter. Er schilderte, dass die Kriege gegen die Franzosen so lange unglücklich verlaufen würden, wie die Russen mit den Deutschen Bündnisse suchten und sich in europäische Affären einmischten. Man solle sich aus österreichischen Angelegenheiten heraushalten, sich in seiner Politik auf den Osten beschränken und eine bewaffnete Grenzmacht aufstellen, um gegen Bonaparte gewappnet zu sein. Graf Rastoptschin entgegnete daraufhin, dass er es für unmöglich hielt überhaupt gegen die Franzosen zu kämpfen, schließlich seien diese ihre Lehrmeister und Götter und das Himmelreich der russischen Jugend sei Paris. “Wenn man so unsere Jugend ansieht, da möchte man am liebsten den alten Stock Peters des Großen aus der Kunstkammer hervorholen und ihnen einmal auf russisch den Buckel vollhauen, damit der ganze Unfug herausspränge!” Der Fürst sah Rastoptschin daraufhin lächelnd an und nickte bestätigend, bevor man sich aus dem Saale begab und sich die Gesellschaft unter Bekundung der gegenseitigen Hochachtung auflöste.

Buch II, Fünfter Teil, Kapitel 5

Boris trifft Julie

Nachdem es Boris in Petersburg nicht geglückt ist eine Verlobung mit einem reichen jungen Mädchen in die Wege zu leiten, begibt er sich nach Moskau um dort fündig zu werden. Er schwankt hier zwischen den beiden reichsten Partien der Stadt, Prinzessin Marja und Julie Karagina. Da er bei der Prinzessin keinen Eindruck machen konnte und Julie eine Bereitschaft für seine Avancen zeigt, entscheidet er sich dafür sein Glück bei letzterer zu versuchen. Dieser ist vor kurzem ein reiches Erbe in den Schoß gefallen, weshalb sie sich jetzt trotz ihrer Häßlichkeit für sehr begehrenswert hält. Sie veranstaltet zahlreiche Parties zu denen reichlich Männer erscheinen, die aber allesamt keine romantischen Absichten haben und auf Grund des gehobenen Alters der Gastgeberin (sie ist bereits s i e b e n u n d z w a n z i g) auch gar nicht vermuten ihr damit falsche Hoffnungen zu machen. Julie ist sich darüber allerdings nicht im Klaren.

Sie zeigt sich trotz ihrer Feierlust sehr melancholisch und erzählt oft davon wie sehr sie vom Leben enttäuscht wurde, obwohl ihr gar nichts weiter tragisches widerfahren ist. Als einer der wenigen Gäste, der auf diese melancholische Verstimmung eingeht, schafft es Boris ihre Aufmerksamkeit zu erlangen. Bald führen sie ausführliche Gespräche in Zweisamkeit, bei denen Boris ihr von den Enttäuschungen seines Lebens erzählen und damit ihre Sympathie gewinnen kann. Sie spielt für ihn schwermütige Stücke auf der Harfe, er liest ihr aus traurigen Büchern vor und beide schreiben sich gegenseitig französische Botschaften, die sie vorher anderswo kopiert haben. Kurzum: sie entdecken ihre Seelenverwandschaft.

Boris kann sich aber, obwohl er gedanklich schon lange ihre Besitztümer für sich beansprucht hat, wiederholt nicht dazu durchringen ihr einen Antrag zu machen. Er empfindet ihr gegenüber insgeheim eine Abneigung und hat Skrupel davor sich fürs Leben an eine Frau zu binden, die er gar nicht liebt. Julie spürt seine Zurückhaltung und befürchtet gelegentlich, dass sie ihm zuwider ist, tröstet sich aber damit, dass er nur zu schüchtern sei um den letzten Schritt zu gehen. Um seinen Tatendrang anzufeuern entscheidet sie sich dazu ihn eifersüchtig zu machen: Sie lässt sich von Anatol Kuragin den Hof machen und scherzt mit Boris über ihren neuen Liebhaber. Dieser befürchtet daraufhin, dass seine Anstrengungen der letzten Wochen umsonst gewesen sein könnten und sieht seine sichergeglaubten neuen Besitztümer schon dahinschwinden. Um sich dieser Schmach nicht hingeben zu müssen deutet er Julie unmissverständlich seine Zuneigung an, in der Hoffnung ihre Hand ohne eine größere Geste gewinnen zu können. Diese erwartet von ihrem zukünftigen Bräutigam allerdings ein offenes Liebesgeständnis, das er ihr gegenüber mit florierenden Worten aussprechen soll. Da sie das aufgrund ihres Reichtums auch von ihm erwarten kann, kommt Boris nicht umhin die üblichen Gepflogenheiten über sich ergehen zu lassen.

Das frisch verlobte Paar konnte schließlich die gemeinsame Melancholie überwinden und freut sich jetzt auf die pompöse Hochzeit und die Einrichtung eines glänzenden gemeinsamen Zuhauses in Petersburg.

Buch II, Fünfter Teil, Kapitel 9

Bad Vibes im Theater

Natascha ist im Theater und feelt den vibe nicht. Ist auch komplett unfähig zu verstehen wie andere den vibe aufnehmen und einfach enjoyen. Dann kommt Anatoli Kuragin besser bekannt als Gigolo und verdreht Natascha mit seiner puren Anwesenheit den Kopf. Müsste das erste Aufeinandertreffen sein. Standesgemäß hat der natürlich seine Loge im Theater mit Fürst Andrej und Rostow da wird entsprechend ordentlich geklüngelt. Rest ist so sinnloses plemplem ohne wirklichen Inhalt.

Buch II, Fünfter Teil, Kapitel 10

Kennenlernen in der Oper

Wir sind in der Oper und Anatol Kuragin geiert auf Natascha. Seine Schwester Helene (Pierres Frau) macht die beiden in einer Pause miteinander bekannt - mir schwant nichts gutes.

“Natascha fühlte sich seltsam und angenehm davon überrascht, dass an diesem Mann von dem so viel Arges erzählt wurde, nichts Furchtbares zu bemerken war, sondern, dass er im Gegenteil in durchaus harmloser, heiterer, gutmütiger Weise Lächelte.”

Here we go i guess:

“Während er das sagte, wendete er seine lächelnden Augen keinen Augenblick von Nataschas Gesicht, Hals und ENTBLÖSSTEN ARMEN ab. Natascha wusste mit voller Sicherheit, dass er von ihr entzückt war. Das war ihr eine angenehme Empfindung.” “Aber wenn sie ihm dann in die Augen sah, so wurde sie sich mit Schrecken bewusst, dass zwischen ihm und ihr jene Schranke der Schamhaftigkeit garnicht mehr vorhanden war …”

Meanwhile sitzen Helene die alte Kupplerin und der Graf Rostow aka der Dad nur gelangweilt rum und checken nicht was abgeht “… der Blick des Vaters sagte ihr nichts, als was er immer sagte: Nun du bist vergnügt, das freut mich.”

Anatol will Natascha überreden zu ner Party bei Karagins zu kommen bei der es ein “Kostümkarussel” gibt. Dann nimmt er ihr als Pfand, dass sie auch wirklich kommt eine Blume ab und Natascha ist einerseits begeistert, dass ein echter Kerl sie will andererseits checkt sie auch, dass da was ungehöriges im Gange ist. Nach dem heftigen Geflirte geht zum Glück endlich das Theaterstück weiter, Anatol verkrümelt sich aus der VIP Loge wieder in den Bereich für die Geringverdiener und Natascha considered was jetzt wohl ihr nächster move sein sollte. Nach der Vorstellung hilft Kuragin Natascha noch rotzfrech in eine Kutsche “Als er Natascha diesen Dienst leistete, drückte er ihr den Arm oberhalb des Ellbogens.” Es wird also schonmal vorgefummelt und touchy touch gespielt. Natascha ist dann natürlich völlig durch den Wind und sehr begeistert von dem Taugenichts. Als sie dann zuhause ankommt und das ganze Sacken lässt, fällt ihr bei aller frischen Liebe ein, dass es da ja noch diesen Andrej gibt, den sie ja auch liebt und überlegt schonmal ob sie schon fremgegangen ist, fremdgehen will oder fremdgehen wird, obwohl die beiden scheinbar nicht verheiratet sind.

Auf der Höhe ihrer geistig-moralischen-Selbstfindungstour, kommt sie dann natürlich auf den Trichter, dass der Andrej Schuld ist, dass sie jetzt so durcheinander ist, weil was ist der Otto auch nicht da um zu verhindern, dass andere Dudes Sie angraben - lol.

Mit Sonja kann sie nicht reden (die ist da knallhart) und von mutti gibts ärger. Also ist mal wieder miese Krise bei Natascha angesagt i guess.

Buch II, Fünfter Teil, Kapitel 14

Dreiecksbeziehung

Marja Dmitrijewna hat mit Fürst Nikolaj gesprochen. Dieser war sehr erregt und ist dickköpfig geblieben. Sie rät Natascha und dem alten Grafen Ilja Andrejwitsch deshalb ihre Geschäfte abzuwickeln, nach Otradnoje zu fahren und den Rest von dort aus abzuwarten. Wenn Nataschas Bräutigam alleine mit dem Alten spricht, so könnte er ihn vielleicht noch überzeugen. Wenn sie aber hier alle zusammentreffen, dann würde es sicher nur Streit geben und die Trauung könne dann nur noch ohne seine Einwilligung stattfinden.

Zum Ende des Gesprächs holt Marja Dmitrijewna noch einen Brief von Prinzessin Marja aus ihrem Ridikül und reicht ihn an Natascha weiter. Darin entschuldigt sich die Prinzessin für das entstandene Missverständnis. Sie könne doch gar nicht anders als die Auserkorene ihres Bruders ebenfalls zu lieben und versichert Natascha, dass ihr Vater das trotz seines Verhaltens letztendlich auch so sehen werde. Sie bittet Natascha schließlich sich noch einmal mit ihr zu treffen.

Während Natascha über ihre Antwort nachdenkt, stellt sie sich ihre rosige Zukunft mit Fürst Andrej vor, muss aber auch an Anatol Kuragin denken, in den sie ebenso verliebt ist. Sie ist überzeugt sich für einen der beiden entscheiden zu müssen, aber niemals ohne den anderen glücklich werden zu können. Während sie sich über ihr Dilemma den Kopf zerbricht, wird ihr ein Brief gereicht, der von Dolochow im Namen Anatols verfasst wurde. Darin beteuert er ihr, dass für ihn nur ihre Liebe oder der Tod infrage komme und sie ihm nur ihr “Ja” zu geben brauche, damit er mit ihr bis ans Ende der Welt fliehen würde.

Bestärkt in ihrer Liebe zu Anatol bleibt Natascha diesen Abend unter falschem Vorwand zu Hause, während Marja Dmitrijewna mit den jungen Mädchen zu den Archarows fährt.

Buch II, Fünfter Teil, Kapitel 19

Gigoloprobleme

Pierre flüchtet vor seiner Frau, weil die nach Moskau kommt. Er wird eingeladen zu Fürst Andrej und dessen Verlobte Natascha zu gehen um nen deepen Talk zu halten. Pierre hat aber schon Angst, dass die Hose zum Zelt wird wenn er Natascha sieht. Dann fährt der Gigoloschwager Anatol im Schlitten vorbei und hat die Haare schön. Suddenly zusammen mit Natascha im Zimmer weil die vor ihrem Verlobten weggelaufen ist um mit dem Gigolo zusammen zu kommen der natürlich schon ne geheime Ehe hat. Pierre fasst die Situation mit einem: :pepega: zusammen. Pierre soll jetzt seinen Schwager aus der Stadt verscheuchen, damit der bei nem Duell mit Fürst Andrej dem Exverlobten nicht den kürzeren zieht. der Gigolo macht natürlich gigolo dinge und ist erstmal nicht auffindbar und meldet sich nicht. Der Rest ist so wemmen gebrabbel.

Buch III

Erster Teil

Buch III, Erster Teil, Kapitel 1

Stell dir vor es ist Krieg und keiner geht hin

In Buch 3 holt Tolstoy die LeserInnen erst mal wieder auf den Boden der Tatsachen zurück. Ausschweifend erörtert er wie es dazu kommen konnte, dass Millionen aus dem Westen nach Osten ziehen um einander totzuschlagen (sic!). Einige der Sachen musste ich tatsächlich erst mal auf Wikipedia nachlesen, was gemeint ist. Falls es jemanden interessiert: Die gängigen Gründe sind diplomatisches Missgeschick, Napoleons Größenwahn, Tsar Alexanders Dickköpfigkeit, ein Handelsembargo gegen England und seine vornehmlichste Durchlauchtheit Herzog Peter von Oldenburg, der ganz furchtbar schlimm beleidigt wurde.

Leo zählt dann seitenweise immer und immer wieder die gleichen und ab und zu ein paar neue Gründe auf um klarzumachen, dass es keine einzelnen Gründe oder Entscheidungen für so etwas hirnrissiges wie einen Krieg gibt. Erst das exakte Zusammenlaufen all dieser Umstände hat das Fass letztendlich zum Überlaufen bringen können. Das kommt einem hoffentlich vom ersten Weltkrieg auch schon bekannt vor. Tolstoy versucht den Herrschenden keine Entschuldigung zu liefern, aber bemerkt auch, dass die freie Entscheidungsgewalt der Herrschenden nur scheinbar ist und der Machtapparat selbst und die Möglichkeit Macht auszuüben dazu führt, dass die Geschichte ihren Lauf nimmt. Jeder, vom einfachen Soldat bis zum Kaiser, könnte seine Rolle in dem großen Gefüge verweigern und so das Unausweichliche verhindern, doch in der herrschenden Ordnung guckt jeder selbst wo er bleibt und reiht sich brav ein. Und weil jeder so brav mitmacht kann so ein Kaiser mit seinen Handlungen erst so große Scheiße bauen.

Buch III, Erster Teil, Kapitel 2

Simpen für Bonaparte

29.Mai.1913: Napoleon hat jetzt 3 Wochen in Dresden rumgehangen und es wurde ihm zu langweilig. Also hat er seiner zweiten Kaiserin (von Österreich) paar ergaunerte Juwelen geschenkt und hat sich auf die Socken gemacht. Natürlich vermisst Marie Luise den lieben Bonaparte schon jetzt ganz schrecklich. Während die Diplomaten sich noch für ne friedliche Lösung abmühen, sprintet Napoleon seinem Heer hinterher Richtung Russland. Als er dann endlich einen Blick aufs saftige Russland werfen konnte, ist ihm der Boxer gerissen und er hat kurzerhand die no war challenge für beendet erklärt und den Marsch auf Moskau befohlen.

Das wäre auch alles ne prima Sache, aber so nen Krieg führen ist richtig nervig, wenn man Kaiser ist. Überall wimmelt es vor simps, die einen ständig nachlaufen und mit ihren Vivats und sonstigem Gebrüll vom Strategieren und Nachdenken abhalten. Natürlich ist das auch praktisch, man muss sich nur hinsetzen und schon springt ein sabbernder Page an und bückt sich, dass man das Fernrohr auf ihm abstellen kann.

Als er an nen Fluß kommt befiehlt er eine Furt zu überqueren. Aber die ist 500m weit weg und da sieht der Napoleon ja gar nicht, wie heldenhaft seine simps den Fluss überqueren, also fragt ein Oberst, ob sie nicht vielleicht gleich so über den Fluss dürfen. Napoleon ignoriert das vollkommen, aber irgendein Adjutant sagt ihm, stören wird ihn der Eifer wohl nicht. Voller Begeisterung wirft sich der Oberst mit seinem Regiment in den Fluss und die Hälfte ersäuft. Der Rest kommt irgendwie drüben an. Napoleon ist derweil schon weiter und hat die NPCs mal machen lassen. Als Belohnung zur sinnlosen Ersäufung seiner Männer wird der Oberst im Nachhinein aber noch zum Mod ernannt und darf nun vorne mitreiten.

Ich glaube ein Bild sagt mehr als tausend Worte:

Chibinapoleon

Buch III, Erster Teil, Kapitel 13

Eine reizende Doktorenfrau

In der Schenke befanden sich schon etwa fünf Offiziere. Marja Genrichowna, eine volle blonde Deutsche, saß in Jacke und Nachthaube auf einer breiten Bank, hinter ihr lag schlafend ihr Mann, ein Arzt. Rostow und Iljin traten vom Regen durchnässt ins Zimmer und wurden von Zurufen und Gelächter empfangen. Sie suchten sich eilig eine Ecke in der sie mithilfe Lawrentins ihre Kleider wechseln konnten, ohne Marja Genrichownas Schamgefühl zu verletzen. Es wurde ein Feuer gemacht, mit einem Brett und einer Pferdedecke eine Sitzecke improvisiert und ein Samowar aufgesetzt. Marja Genrichowna wurde gebeten die Wirtin zu spielen, und alle drängten sich um sie. Einer bot ihr ein frisches Taschentuch an, damit sie ihre reizenden Händchen darin trocknen konnte, ein anderer breitete ihr seinen Dolman unter den Füßchen aus um sie vor der Feuchtigkeit zu schützen, ein dritter hängte seinen Mantel über das Fenster, damit es nicht ziehe und wieder ein anderer verscheuchte die Fliegen vom Gesicht ihres Mannes, damit er nicht aufwache.

Man hatte nur drei Gläser, das Wasser war so schmutzig, dass sich nicht erkennen ließ, ob der Tee stark oder schwach war. Der Samowar fasste überdies nur Wasser für sechs Gläser, aber um so angenehmer war es der Gesellschaft reihum dem Rang nach sein Glas aus Marja Genrichownas molligen Händchen entgegenzunehmen. Löffel gab es nur einen einzigen und keiner ließ dem anderen genügend Zeit seinen Tee umzurühren, weshalb beschlossen wurde, dass Marja Genrichowna der Reihe nach jedem den Zucker umrühren sollte. Als Rostow einen Schuss Rum in sein Glas gab und sie bat für ihn umzurühren, schlug er ihr vor dafür einfach ihre Finger zu benutzen, da der Löffel schon wieder stibitzt wurde. Als sie vor Vergnügen ganz errötet erwiderte, dass der Tee dafür viel zu heiß sei, nahm Iljin einen Eimer mit Wasser, goß etwas Rum hinein und bat Marja Genrichowna ihm dies mit ihrem Fingerchen umzurühren. “Das ist meine Tasse”, sagte er. “Stecken Sie nur ihr Fingerchen hinein, dann trinke ich alles, alles aus.”

Als sie den Samowar ausgetrunken hatten, holte Rostow die Karten hervor und schlug vor, dass der Gewinner als Belohnung Marja Genrichownas Hand küssen dürfe. Doch kaum hatte ihr Spiel begonnen, da erhob sich der zerzauste Kopf des Ehemanns. Er hatte schon lange nicht mehr geschlafen, die Unterhaltung mitangehört und fand offenbar all das, was gesagt und getan wurde, durchaus nicht so komisch und ergötzlich. Er sagte seiner Frau, jetzt da der Regen aufgehört habe, müsse man draußen im Reisewagen schlafen, da sonst alles weggestohlen werde. Als Rostow eine Wache aufstellen wollte, damit er und seine Frau in der Schenke bleiben könnten, schlug der Doktor dieses Angebot aus. Er habe seit zwei Nächten kein Auge zugetan und wolle jetzt in Ruhe ausschlafen. Als der grießgrämige Ehemann mit seiner Frau hinausgegangen war, legten sich die Offiziere hin und deckten sich mit ihren nassen Mänteln zu. Aber sie konnten lange nicht einschlafen: bald schwatzten sie miteinander, bald liefen sie vor die Tür, um zu erkunden was im Reisewagen vor sich ging und immerwieder brachen alle wie die Kinder ohne jeden Grund in Gelächter aus.

Buch III, Erster Teil, Kapitel 17

Betmarathon

Natascha schiebt die Depri/Gleichgültigkeitsschiene und meidet alle ausser ihren Bruder Petja und Graf Besuchov (Pierre). Dann gibts so nen lokales Heiligenfest und statt wie üblich sich mit 3mal Beten vorzubereiten, gönnt sich Natascha den 1Woche Betmarathon. Da ist die Gräfin schwer beeindruckt und nimmt Natascha unter ihre Fittiche damit die nicht mehr depri sein muss. Dann gehts in ne Art Betwahn und nen positive gedanken circle und schwupps ist am Heiligenfest die Depri weg.

Buch III, Erster Teil, Kapitel 19

Die Zahl des Tieres

Pierre (Graf Besuchow) hat den Sinn des Lebens in Natasha Rostow gefunden und erschreckt sich nicht mehr an wertlosen Gesprächen, da hat er mir echt was vorraus. Er jizzt sich mit Natasha gegenseitig hoch. Als echte Dramaqueen sucht er natürlich instant wieder nach vorzeichen für die herrannahende Katastrophe und bastelt sich seine eigene schiefdenkmethode aus Zahlen und dem Johannesevangelium (inklusive unironischer Zahlen/Buchstabentabelle).

Zitat: “Wenn man mit den französischen Buchstaben nach Art der hebräischen Zahlenbezeichnung verfährt, bei der die neun ersten Buchstaben die Einer und die drauffolgenden die Zehner bezeichnen, so erhalten sie die folgenden Zahlenwerte :Tabelle: Setzt man nun nach Maßgabe dieses Alphabets in dem Ausdruck l’empereur Napoleon die entspreechenden Zahlen ein, so ergibt sich, daß die Summe dieser Zahlen 666e beträgt und somit Napoleon jenes Tier ist, von dem die Weissagung in der Offenbarung handelt.”

Dann hat er noch bisschen rumgeschwurbelt ob man mit seinem Namen oder dem Zaren nicht doch noch ne geile Zahl bauen könnte auch wenn man ein s durch nen z ersetzt und den Artikel weglässt etc aber das führt nicht so richtig zum Erfolg. Erst als er ein E weggelassen hatte, dass er vorher beim empereur gebraucht hat kam er mit: L’Russe Besuhof wieder auf die Summe 666 und war sehr aufgeregt und hat instant versucht die Echsenmenschen und Hohlerde in sein Gedankenmodell einzubauen. Danach geht er noch zum Graf Rastoptschin und tauscht ein wenig Kriegsklatsch und die letzten Achievements aus dem Krieg aus. Fürst Andrej hat nen levelup bekommen und Nikolai Rostow nen Omniknight hammer in ner anderen Farbe. Dann kommt der Postbote und Pierre gönnt sich den Brief von Nikolai Rostow an seinen Vater, weil er ja eh permament in deren Haus rumlungert und denen sowieso die neuen Achievements mitteilen muss, weil steam gerade down ist. Wegen der ganzen boys, die alle geil auf Krieg sind, hat Pierre auch bisschen Bock ist aber noch unentschlossen, weil a) Freimaurer und b) (viel wichtiger) er hat sich ja ne 666 ausgerechnet, ist also vom Schicksal erwählt und muss jetzt eigentlich nur noch warten, dass was passiert.

Zweiter Teil

Buch III, Zweiter Teil, Kapitel 3

Donau Dreamin' im Diwanzimmer

Der alte Fürst bereitet mit Testament, Befehlen etc. seinen offenbar potentiell bevorstehenden Abgang vor. Dazu schickt er Alpatytsch noch auf einen kleinen H&M-Home-Shopping-Ausraster. Die Feng-Shui-Ader pumpt auch wieder maximal miese Vibes in den frontalen Cortex und er ahnt schon, nicht einschlafen zu können. Darum besichtigt er obviously jeden Raum seines Anwesens, um zu entscheiden, wo seine Diener heute nacht denn sein Bett aufstellen sollen. Auch im Alter kann man noch abenteuerlustig sein, darum geht’s diesmal ins Diwanzimmer in die Ecke hinterm Klavier. Eine Premiere. Gesundheitlich scheint’s ihm aber echt nicht gut zu gehen. Da hilft nur die Nachtlektüre von Fürst Andrej’s Brief und – Potzblitz! – die Franzosen sin’ doar. Dann gönnt er sich noch bisschen Donau Dreamin’ an seine jungen Jahre als General.

Buch III, Zweiter Teil, Kapitel 5

Heimaturlaub

Fürst Andrej ist schlecht gelaunt. Er befindet sich mit dem ihm unterstellten Regiment seit dem 6. August auf dem Rückzug von Somolenks aus Richtung Moskau. Es ist sauwarm, die Luft ist staubig und trocken wie die Muschi von Ben Shapiros Frau beim Geschlechtsverkehr. Das wird ausführlich beschrieben. Also das Wetter und die Trockenheit, nicht die Muschi. Einziger Lichtblick: Am 10. August kommt das Regiment an dem Landgut mit dem einprägsamen Namen Lysyja-Gory vorbei. Dort ist Andrej aufgewachsen und er besucht das Gut aus sentimentalen Gründen, obwohl er weiß. dass auch schon sein Vater (der Gutsbesitzer), sein Sohn und seine Schwester nach Moskau abgereist sind. Auf dem Gut ist nur noch der Gutsverwalter Alpatytsch anzutreffen, der Andrej das Knie küsst(ganz normaler move), sich bei ihm für die Unordnung entschuldigt und berichtet, dass alle Wertgegenstände schon weggebracht wurden. Andrej interessiert das alles aber gar nicht so sehr, lieber schaut er einem jungen Mädchen beim Pflaumenpflücken zu (#nopädo). Das Regiment ist währenddessen beim Baden in einem nahegelegenen Weiher. Etwas zu ausführlich werden die nackten, muskulösen Soldatenleiber beschrieben, die im Weiher planschen und “sich gegenseitig klatschten und dabei kreischten und juchzten” (#nohomo). Andrej hat eigentlich auch Lust zu baden, nur ist ihm das Wasser zu schmutzig und wenn man ehrlich ist, will er auch nicht mit den ganzen Plebs in einem Weiher sein. Relativ ansatzlos geht es dann dazu über, dass “Fürst Bagration von seinem Rastplatz Michailowka an der Straße von Smolensk” am 7. August(krasse Rückblende) einen Brief an Alexej Andrejewitsch schreibt, von dem er weiß, dass ihn auch der Kaiser lesen wird. Ich vermute, dass Fürst Andrej und Fürst Bagration die selbe Person sind.

In diesem Brief beschwert er sich bitterlich über den Minister, der den Rückzug aus Smolensk angeordnet hat. Schließlich habe man zuvor Smolensk heldenhaft verteidigt und die Verluste seien auch nicht so dramtisch gewesen. Außerdem ist es auch egal, ob man jetzt vier oder zehntausend Mann verliert, es ist halt Krieg. Da müssen (von anderen) schon einmal Opfer gebracht werden. Der Brief schließt er mit einem harten Diss: “Meine Schuld ist es nicht, daß der Minister unentschlossen, feige, unbegabt und langsam ist und alle nur möglichen schlechten Eigenschaften besitzt. Die ganze Armee ist trostlos darüber und wünscht ihn zu allen Teufeln.”

Man darf gespannt sein, ob er jetzt Moskau Verbot bekommt.

Buch III, Zweiter Teil, Kapitel 10

Es braucht nur genug Leidensdruck

Nach der Beerdigung ihres Vaters (Fürst Nikolaj Andrejewitsch Bolkonskij) schließt sich die immertraurige Emoprinzessin Marja in ihrem Zimmer ein und ignoriert alle Anliegen ihres Hofvolkes, dass nun ratlos auf ihre Befehle wartet. Sogar Alpatytsch Anfrage auf ihren Befehl zur Abreise, scheint ihr unwichtig im Vergleich zu ihrer schlimmen Lage. “Alles ist unwichtig. Alles ist so schlimm. Es macht ja doch keinen Unteschied“, scheint sich die arme Emoprinzessin zu denken.

Und als ob alles nicht schon schlimm genug ist, spricht sie nun auch noch Mademoiselle Bourienne an, die dumme Kuh. Die konnte sie noch nie leiden. Sie faselt was davon, dass alle früheren Streitigkeiten nichtig scheinen, im Vergleich zum Tod des Fürsten. Dabei ist doch eh alles nichtig im großen und ganzen… Und plötzlich rückt die falsche Schlange Bourienne mit ihrer wahren Absicht raus. Sie will, dass Marja sich und die ihren den Franzosen, einem General Rameau egibt?! Das löst in ihr direkt einige Bilder aus und sie sah sich zum ersten Mal in ihrem Leben mit echten Problemen konfrontiert und verstand plötzlich, dass sie mit dem Tod ihres Vaters auch Verantwortung für andere hat. Bis gerade konnte sie noch traurig im Bett herumlungern, aber nun heißt es Ohren steif halten. Ihre Untergebenen brauchen sie!Prinzessin Marja lässt ihre Emophase hinter sich und ruft nach all jenen, die sie vorher ignoriert hat. Versucht eine Abreise zu organisieren, doch es ist zu spät. Alles scheint hoffnungslos und wieder senkt sich Trauer über ihre Gedanken. Da erfährt sie vom Dorfschulze Dronuschka, dass die Bauern des Hungers sterben, während das Getreide der Herrschaft, die Kornspeicher ihres Bruders und Vater, noch prall gefüllt ist. Dies berichtet Stiefellecker Dronuschka voller Stolz und er ist schockiert, als die Prinzessin quasi den Kommunismus ausruft und ihm befiehlt es an die Bauern zu geben. Er bittet Marja ihn aus seinem Amt zu entlassen, er hat seit nun 23 Jahren nie entgegen dem Willen des Fürsten gehandelt und nun soll er das Getreide der Herrschaft an einfache Bauern geben?!Marja, mittlerweile fast schon eine Heldin, versteht ihn überhaupt nicht und erwidert ihm, dass sie für ihn und für die Bauern zu allem bereit sei.

»Du verteilst dieses Getreide unter sie. Ich befehle es dir undsage ihnen: Was unser ist, gehört auch ihnen. Für sie ist uns nichtsleid. Das sage ihnen nur.«

Buch III, Zweiter Teil, Kapitel 13

Konterrevolution

Musteroffizier Nikolaj Rostow und seine Buddies raiden zwischen den Fronten ein paar Dörfer und testen dabei ihre schicken, neuen Pferde aus. Doch statt im nächsten Dorf ein bisschen Heu abzuziehen und Mägde zu schwängern, trifft er im Dorf auf Betrunkene, die auf Stress aus sind. Bevor es eskaliert, wird Graf Rostow von den Bediensteten des Herrenhauses vollgejammert. Er ist nämlich nicht in irgendein Kaff zum plündern gekommen, sondern zum Sitz der Familie Bolkonskij. Es stellt sich raus, dass der zuletzt durch Emoprinzessin Marja ausgerufene Kommunismus schon wieder beendet ist und die Dörfler unter Leitung eines Teils der Dienerschaft die Prinzessin in ihrem Haus festgesetzt haben.

Die Prinzessin in Nöten schildert ihre missliche Lage und Nikolaj mutiert direkt zum white knight. Dabei ist er so galant, dass Marja beinahe vergisst daran zu denken, wie hässlich sie doch ist. Nikolaj verspricht ihr, dass er sich um die ungewaschenen Halunken kümmert.

Buch III, Zweiter Teil, Kapitel 23

High wie die Oberhand

Die russischen Truppen bauen kurz vor Moskau in einem Kaff ihre Stellung aus und Pierre Besuchow ist als Offizier auf einem Rundgang mit General Bennigsen. Überall werden Stellungen und Hügel aufgeschaufelt, damit man Hochgrund hat, wenn es zum Kampf kommt. Der General reitet rum und gibt Anweisungen und erklärt das alles, aber Pierre ist das einfach zu hoch. Echte Raketenwissenschaft dieses Kriegshandwerk. Sie reiten ein bisschen weiter die linke Flanke nach und finden einen Hügel unbesetzt. Hinter dem Hang hat ein Korps Stellung bezogen. Bennigsen und Entourage flamen diesen Holzpool move und befehlen auf die Höhe umzuziehen, damit man nicht am Fuß dahinter rumfüttert.

ÄKTSCHÜLLY war das aber natürlich ein genialer Plan (vmtl. von Kutusow), dass man das Korps hinter dem Hügel versteckt und dann zum gank hervordustet. Wie ein echter sigma Chad sagt Bennigsen natürlich niemandem im Oberkommando, dass er die Stellung geändert hat.

Dritter Teil

Buch III, Dritter Teil, Kapitel 5

Moskaus Einäscherung

Mein Kapitel beginnt auf Seite 1337 und scheint auf eines zu folgen, in welchem Kutusow wieder einmal die Armee kampflos zurückziehen lassen hat. Dementsprechend schlecht scheint der Krieg für Russland zu verlaufen und die Eroberung von Moskau ist nur noch eine Frage der Zeit. Dort versucht allerdings Graf Rastoptschin im Gegensatz zu Kutusow, zum heldenhaften Patrioten zu avancieren, indem er mit Hilfe von Flugblättern die Bevölkerung davon abhalten möchte, vorzeitig aus Moskau zu fliehen. Doch statt dem Franzos’ noch den ein oder anderen Stoß mitzugeben, haben die Russen darauf überhaupt keine Lust und verlassen nach und nach die Stadt und äschern sie ein, da sie unter keinen Umständen unter französischer Herrschaft leben möchten. Rastoptschin hat währenddessen wohl alles mögliche versucht, zuerst wollte er es wie gesagt verhindern, teilweise hat er aber auch selber dazu beigetragen und natürlich wollte er schlussendlich auch noch Credits dafür, als sich herausstellte, dass fliehen und einäschern im Endeffekt die Rettung Russlands war.

Buch III, Dritter Teil, Kapitel 7

Votre amie Hélène

Helene scheint gelangweilt vom Leben. Alle intimsten Geheimnisse hat sie bereits mit fast ganz Petersburg geteilt und so ziemt es sich nach Abwechslung. Eine Heirat würde für ausreichend Wirbel sorgen und über die Mauern der Stadt hinausgehen. Dumm nur, dass sie bereits verheiratet ist.

Während ihr jetziger Mann heldenhaft und heroisch sein Leben auf dem Schlachtfeld bei Borodino riskiert, läuft ihr Plan an, den alten Grafen zu ehelichen. Diesem, welcher im ersten Moment ihres Zusammentreffens auch perplex scheint und einen Ehebruch skeptisch gegenübersteht, stellt sie es so dar, dass es genauso simpel ist, wie wenn sie nicht verheiratet und 30 Jahre jünger wäre. Logisch.

Ihr sicheres und geradezu schamloses Auftreten zeugen von ihrer wirklichen Ernsthaftigkeit in dieser Sache. Sie sieht sich über allem und die Narrative, dass sie unglücklich ist, und sich eigentlich jetzt zwei Männer für Sie entscheiden müssten, verfestigt sich. Wer die Aktion infragestellt, würde sich nur als Idiot bloßstellen und hätte keinen Platz in dieser “großen Welt”.

Dennoch gibt es Reaktionen auf den bevorstehenden Ehebruch: Eine komische, aber gesellschaftlich hochangesehene, Alte, welche maximal neidisch ist, wirft ihr vor nichts neues zu Erfinden. Ihr eigener Vater stellt keine Fragen, sondern will einfach nur das beste für seine Tochter und fügt sich ihrer Geschichte. Ein Gay-Freund von ihr, zeigt ihr nochmal die Optionen auf und welche möglichen Konsequenzen beide Szenarien hätte. Also wenn Sie den alten Grafen heiraten würde oder den Prinzen, mit welchen Sie ja bereits verheiratet ist (lol). Er ist auch der einzige der Sie fragt, was ihr Mann denn von ihrer Idee hält, aber auch hier kommt von Helene ein selbstsicheres “Er wird alles für mich tun.”

Also alles wie kalkuliert.

Zu guter Letzt ist dann ihre Mutter an der Reihe, die einen ganz dicken Gesetzestext auspackt und ihr versucht daraus zu zitieren. Aber wie bereits gesagt, steht Helene über allem, also auch der Bibel und den Sorgen ihrer Mutter.

Nachdem Maman zur Tür hinaus ist, zieht ihr eigenes Leben nochmal an ihr vorbei und sie spürt, dass sie in ihrer jugendlichen Blüte vielleicht auch so wie ihre Töchter hätte handeln sollen. “Es wäre doch so einfach gewesen.”

Um die Sache nun zum Ende zu bringen, verfasst Helene einen Brief an ihren noch-Mann und bittet um eine Scheidung. “Votre amie Hélène.”

Buch III, Dritter Teil, Kapitel 10

Der Franzose steht vor der Tür

Es ist der 30. August und Pierre kommt zurück in Moskau an, schafft es jedoch nicht mal bis nach hause bevor er zu Graf Rastoptschin zitiert wird, bei dem gerade alles von Rang und Namen zusammengetrommelt wird. Kontakt zum Grafen gibt es allerdings noch nicht, alles spielt sich im Vorzimmer ab.

Gesprächspunkt Nummer 1 ist die drohende Invasion Moskaus. Zwar gibt es schon Durchhalteparolen und die Ankündigung, dass man die Franzosen schon noch teamwipen werde, allerdings erst später und es sollen bitte alle mitmachen und Fackeln und Mistgabeln mitbringen um sie von den Straßen der Stadt zu kicken. Nicht sonderlich glaubwürdig, vor allem da das Militär vorher noch erklärt hatte, ein Kampf in den Straßen von Moskau selbst sei unmöglich. Wenig überraschend also, dass einige Leute schon dabei sind Pläne zu schmieden wie sie ihre Schäfchen noch ins Trockene bekommen.

Gesprächsthema Nummer 2 ist der Sohn des Händlers Wereschtschagin. Er hatte eine Proklamation (ein Flugblatt) verfasst, welches alle mett werden ließ weil gegen Russland gerichtet (Der Inhalt wird hier nicht erläutert). Es gab natürlich eine Untersuchung wer jetzt an diesem Fahrrad beteiligt war, allerdings behauptet der namenslose Schönling von Kaufmannssohn, dass er es alleine verfasst hatte, obwohl glasklar ist, dass es einfach nur von einem französisch verfasstem Orginal abgeschrieben und übersetzt ist. Ursprung ist scheinbar eine deutsche Zeitung. Jedenfalls will der Schönling lieber gehängt werden als zuzugeben, dass sein Flugblatt ein Plagiat ist. Vielleicht weil er noch in der Uni ist. Das Kapitel endet zwar mitten im Satz, aber vielleicht ist der Vater auch noch Kunstfälscher, eventuell liegt das also einfach in der Familie.

Buch III, Dritter Teil, Kapitel 14

Verletzter Überraschungsgast

Madame Schoß verunsichert die Gräfin noch weiter, indem sie ihr von den Trunkenbolden erzählt, welche vor dem Branntweinladen lungern und den Filaxlümmel ausrufen. Sie hatte ein Taxi eine Kutsche gerufen um sie zu dodgen; der Kutscher erzählte ihr dass die Leute offensichtlich ein Befehl hatten die Filaxfässer zu vernichten.

Meanwhile wird bei Rostows ne Reise vorbereitet. Der Graf schiebt richtig Stress und die Leute rennen alle chaotisch durcheinander. Natascha macht aber ernst und fängt an alle rumzukommandieren. Heldenhaft bringt sie das Porzellan und die Teppiche in zwei Kisten unter, indem sie den ganzen Billigkrams einfach nicht einpackt, während der faule Rest dabei ist eine dritte Kiste zu organisieren. Aber trotz Tricks wie diesem sind die Leute bis zum Abend nicht fertig mit dem Packen, sodass Graf und Gräfin die Abfahrt auf den nächsten Tag legen.

In der Nacht kommt ein Verwundeter in die Straße gefahren; weil der Boi reich aussieht lässt Mawra ihn aufs Gelände. Ebenfalls am Start ist ein Kutscher, ein alter Kammerdiener, ein Arzt und zwei Soldaten. Der Kammerdiener erzählt, dass sie die Person noch lebend heimbringen wollen, der Weg zum Anwesen (ebenfalls in Moskau) aber noch weit ist. Da Graf und Gräfin eh morgen abreisen, lädt Mawra die Jungs ein zu bleiben. Der Verletzte wird in den Seitenflügel getragen, doch plötzlich der kranke Plot-Twist: Es ist Fürst Andrej Bolkonskij!!!!

Buch IV

Erster Teil

Buch IV, Erster Teil, Kapitel 15

Andrej versteht den Tod

Andrej muss los, also im Sinne von, er ist offenbar todkrank. Seine Schwester, Prinzessin Marja, macht das unglücklich. Ihre Trauer wird aber von Andrej geblueballed, der sich sehr kalt und teilnahmslos gibt. Wenn man einen Mantel aus Eichhörnchenpelz rockt, darf man sich halt keine Blöße geben. Sie tauschen ein paar Höflichkeiten aus und dabei checkt sie dann, dass er mental einfach schon ein Skelly Boi ist und da er jetzt den Tod versteht, versteht er die Lebenden und ihre Belange nicht mehr. Dieses Thema zieht sich durch den Rest der Konversation und auch der Anblick seines Sohnes rührt Andrej nur wenig. Sein Sohn rollt aber 20 auf Vibe Check und heult sich bei Natascha aus, nachdem er nach nur einem Kuss auf die Stirn aus dem Zimmer geführt wird. Offenbar ist zwischendurch auch Moskau komplett abgebrannt.

Zweiter Teil

Buch IV, Zweiter Teil, Kapitel 3

Klüngelei im Generalstab

In meinem Kapitel gehts zum Glück um Krieg und nicht um Frieden. Kutusow der alte Hund ist der Oberbefehlshaber und Tsar Alexander die Dillgurke die von St. Petersburg aus rumstänkert und dem Boss ins Handwerk pfuschen will obwohl der schon ne nice Line of Play gepickt hat (nix tun wenn man ahead on Board ist und Ressourcen schonen). Der Tsar ist Mett, weil Kutusow nicht in Moskau fighten wollte und gedodged hat, aber eben “for tactical reasons” und nicht weil er ein Till ist, er sieht einfach weiter als der Aristokratenbengel.

Kutosow teilt seinem Chef also aufs höflichste mit, dass er herkommen oder sich ins Knie ficken soll. Daraufhin schickt man ihm neue Stabsmitglieder, die gefallene Generale (u.A. Bagration) ersetzen und Kutusow dem Wunsch des Tsaren entsprechend im Griff behalten sollen. Statt auf den Babo zu hören will sich jetzt jeder der Kackefürsten profilieren (u.A. Bennigsen & Wintsigerode). Es ist literal von “Klüngeleien” der Stabsmitglieder die Rede. Im Endeffekt macht die Masse des Heeres aber genau das richtige trotz der Intrigen, nämlich nix, weil die Herren ganz da oben sich nicht einig werden können was man machen soll. Also wird das Gegenteil von “einfach mal machen” gemaked aka rumgepimmelt. Währenddessen Teilen die Franzosen ihre Armee auf (solche Keckos).

Daraufhin schreibt der Tsar Kutusow ne Böse E-Mail “wäh wäh ich will mein Moskau wieder, jetzt geh da mal was machen sonst bin ich sadge, und dass du Rückzug makest war nicht vereinbart du Hunne, außerdem sitzt da der Napoleon angeblich noch und der hat so viele Trooper verschifft um irgendwelche irrelevanzspots zu taken, dass du den easy makest wenn du da jetzt reinfährst also ABFAHRT ETZADLA!”. Eigentlicht geht dem Tsar aber nur die Düse, dass die Franzosen ihn in St. Petersburg einsacken könnten und er dann gg no re schreiben muss. Dann noch irgendwas mit Tiefgekränktes Russland, Vaterland & Rechenschaft für den Verlust Moskaus yadda yadda yadda.

Während der Tsar noch flennt bzw. seine Heulboje noch in der Post war hat Kutusow aber schon gemaked, weil er halt musste. Schuld daran ist ein random Kosake der beim Hasenjagen am 2.10. aus Versehen die Franzosen in der Nähe gespotted hat. Beningsen petzt das dem Tsar und drängt auf einen Engage. Kutusow erachtet es aber eigentlich als “nutzlos und schädlich”.

Cliffhanger beginnt hier, aber sieht so aus als würde hier gleich ein Fight losgehen - Stay TUNED!

Buch IV, Zweiter Teil, Kapitel 13

Pierre und die Maschinerie des Krieges

Oha, was ist da denn passiert? Unser schlimmer Finger Pierre ist in einem französischen Gefangenenlager. Er hat sich zuletzt Mühe gegeben, sich bei den Franzosen einzuschleimen und hofft gute Behandlung für verwundete Mitgefangene rauszuschinden, aber eines Oktobermorgens gibt Bonaparte den Befehl zum Rückzug. Pierre hört die Trommeln schlagen und merkt, wie die Zahnräder alle anfangen zu greifen und Worte nichts mehr bringen, weil alle nur noch blind Befehlen folgen.

Die Franzosen sind alle schon in voller Montur und führen die Gefangenen durch die Ruine Moskaus. Die russischen Offiziere sind noch ganz pfleglich behandelt worden, aber die Soldaten sind mit allerlei Lumpen und Flicken bekleidet und jammern bei jedem Schritt welcher Stadtteil alles abgebrannt ist. Die abgebrühteren Offiziere sagen “fresse @jarheads”, es sei sowieso alles abgebrannt. Das Kapitel endet damit, dass sie an einer verschont gebliebenen Kirche vorbeigetrieben werden, an deren Mauer eine geschändete Leiche positioniert wurde.

Buch IV, Zweiter Teil, Kapitel 16

Nachricht für den Durchlauchtigen

Ein Kurier reitet mit Höchstgeschwindigkeit durch Matsch und Nacht um General Dochturows Nachricht über die Stellung Napoleons weiterzugeben. Der Adressat liegt aber krank im Bett und seine Entourage geht fünf mal sicher, ob die Nachricht wirklich wichtig ist, bevor sie ihn wecken. Irgendwann ist es endlich so weit und die literale Schlafmütze wird geweckt. Die Nachricht ist tatsächlich wichtig. Der General springt sofort in seine Stiefel und tauscht Schlafmütze gegen Uniform, um diese wichtige Nachricht dem “Durchlauchtigen” zu bringen. Der General heißt Peter Petrowitsch Konownizyn und Tolstoy erzählt ein bisschen, dass er der Anti-Kutusow war, ein stur pflichtbewusster Befehlausführer, der die Armee fleißig am Laufen hält. Anscheinend haust in dem Lager der gesamte Generalstab (u. a. Barclay, Bennigsen, Toll) samt Durchlauchtigen und so kommt Konownizyn in seinem Fiebertaumel nicht weit und teilt die Nachricht mit den ersten beiden denen er begegnet. Am Ende des Kapitels erinnert er sich noch mal daran, dass man ganz dringend zum Durchlauchtigen muss.

Buch IV, Zweiter Teil, Kapitel 18

Keime der Zersetzung

Von der Zeit an, da Kutusow diese Nachricht erhalten hatte, beschränkt sich seine Tätigkeit bis zum Ende des Feldzuges darauf, durch Macht, List und Bitte seine Truppen von unnötigen Zusammenstößen mit einem Feind zurückzuhalten, der von selber in sein Verderben rannte. Dochturow geht nach Malo-Jaroslawez, aber Kutusow zögert noch und gibt den Befehl Kaluga zu räumen, weil ihm der Rückzug hinter diese Stadt gut ausführbar scheint. Kutusow geht überall zurück, doch der Feind wartet sein Zurückgehen nicht ab, sondern flieht in entgegengesetzter Richtung.

Die Geschichtsschreiber Napoleons schildern uns dessen kunstvolles Manöver bei Tarutino und Malo-Jaroslawez und werfen die Frage auf, was geworden wäre, wenn es Napoleon gelungen wäre, in die reichen südlichen Provinzen einzudringen. Aber ganz abgesehen davon, dass nichts Napoleon gehindert hat, vergessen diese Geschichtsschreiber ganz, dass Napoleons Heer durch nichts mehr zu retten war, weil es schon damals die sicheren Bedingungen des Verderbens in sich trug. Diese Armee konnte nirgends besser werden. Seit der Schlacht bei Borodino und der Plünderung Moskaus trug sie die Keime der Zersetzung in sich. Die Mannschaften dieser einstmaligen Armee flohen mit ihren Führern, nur in dem einen Wunsch die eigene Person sobald wie möglich aus dieser trostlosen Lage zu retten. Deshalb siegte auf dem Kriegsrat zu Malo-Jaroslawez, die zuletzt vorgebrachte Ansicht der schlichten Soldatennatur Moutons, der aussprach, dass man so schnell wie möglich abmarschieren müsse. Dass sich Napoleon mit Mouton einverstanden erklärte beweißt nicht, dass es auf seinen Befehl hin geschehen sei, sondern nur, dass dieselben Kräfte, die auf die ganze Armee einwirkten, gleichzeitig ihre Wirkung auch auf Napoleon erstreckten.

Dritter Teil

Buch IV, Dritter Teil, Kapitel 1

Krieg ist nur ein gesellschaftliches Konstrukt

Krieg ist im Grunde die gemeinsame Einigung auf eine Illusion: “Nur” weil ein Hundertstel der gesamten Volkskraft in einer Schlacht unterliegt, drei - fünf- oder zehntausend Menschen dahingemordet werden, ergibt sich ein Volk von mehreren Millionen Menschen unter eine neue Herrschaft, obwohl es in der Realität ja der Armee des Siegers zahlenmäßig immer noch extrem überlegen ist. Das war in der Geschichte immer so und wurde als gegeben angesehen, bis eben zur Schlacht von Borodino. Napoleon hatte die Schlacht unter hohen Verlusten gewonnen und der Weg in die damals ehemalige russische Hauptstadt Moskau war frei. Er verlor auch danach keine weitere Schlacht, und musste sich dennoch zurückziehen und seinen Russlandfeldzug aufgeben. Seine sechsmalhunderttausend Mann starke Armee und gleich darauf das ganze Napoleonische Frankreich hörte einfach auf zu existieren. Französische Geschichtsschreiber begründen das damit, dass die russischen Bauern ihre Felder lieber verbrannten, als den Ertrag zu horrenden Preisen an die Franzosen zu verkaufen.

Diese Weigerung, den militärischen Sieg des Feindes zu akzeptieren und sich unter seine Autorität unterzuordnen hält Tolstoi für beispiellos. Er vergleicht das ganze mit einem aufs kunstvollste ausgefochtenen Duell, in dem ein verwundeter Duellant angesichts der ernsten Lage seinen Degen beiseite wirft, den nächstbesten Knüppel aufhebt, damit ohne jegliche Finesse auf seinen Kontrahenten eindrischt und den Kampf so für sich entscheidet. Technisch gesehen hat der Prügler gewonnen, aber alle Zeugen des Duells wenden sich ob der Primitivität seines Sieges peinlich berührt ab und hätten eher erwartet, dass der Verwundete “nach allen Regeln der Kunst salutiert, den Degen umwendet und ihn anmutig und höflich einem großmütigen Sieger übergibt”. Dieser Ansicht wären sicherlich alle versierten Fechter im Publikum, und entsprechend auch alle versierten Kriegstreiber in Russland (ergo die Oberschicht mit unseren Boys Bolkonskij, Besuchow und Roskow), die im Nachhinein selbstverständlich versuchen würden, alles so darzustellen, als hätten sie den Sieg nach allen Regeln der Kunst mit dem Degen errungen, weswegen es so viele gegenläufige Theorien zum Ende des Napoleonischen Russlandfeldzuges gibt.

Tolstoi hingegen dankt einfach dem Russischen Volk für die “Einfalt und Harmlosigkeit”, mit der es “zum ersten besten Knüppel gegriffen und mit ihm so lang losgedroschen hat, bis sich das Gefühl der Erbitterung und Rache in seiner Seele in Verachtung und Mitleidaufgelöst hatte” und macht sich ein bisschen über Napoleon lustig, der sich ununterbrochen bei Kutusow und Kaiser Alexander beklagt hätte, “daß der Krieg gegen alle Regeln geführt werde, als ob es für das Hinmorden von Menschen Regeln gäbe.”

Buch IV, Dritter Teil, Kapitel 13

Platons Geschichte

Es ist der 22. Oktober und ein mir unbekannter Pierre läuft die Heerstraße entlang. Es regnet stark (für Pierre nicht stark genug) und am Straßenrand liegen Leichen, die von Krähen und Hunden gefleddert werden. Mitten in dieser gemütlichen Atmosphäre sitzt ein alter Mann, der abwechselnd Platon oder Karatajew genannt wird am Feuer und erzählt ein paar Soldaten die um ihn herumstehen eine Geschichte. Pierre kennt sowohl Platon, als auch die Geschichte schon, bleibt aber trotzdem stehen, um der Geschichte zu lauschen.

In der Geschichte geht es um zwei Kaufmänner [Kaufmann(1) und Kaufmann(2)], die gemeinsam auf eine Messe fahren. Die beiden übernachten in einem Gasthof, aber am nächsten Morgen wird Kaufmann(1) erstochen und beraubt aufgefunden. Die noch blutige Tatwaffe findet sich unter dem Kopfkissen von Kaufmann(2) und damit ist der Fall klar. Dem überlebenden Kaufmann(2) werden “ordnungsgemäß und wie es sich gehört” die Nasenlöcher rausgerissen, danach wird er ins Straflager nach Sibirien geschickt.

Kaufmann(2) leistet brav “dutzende Jahre oder mehr” seinen Strafdienst ab, bis eines Tages das Gespräch unter den Häftlingen darauf kommt, warum man eigentlich hier ist. Alle sind Mörder, Diebe oder hören Helene Fischer, nur Kaufmann(2) erzählt zwar seine Geschichte, betont aber, dass er unschuldig sei. Als Kaufmann(2) seine Geschichte erzählt hat, bricht ein anderer Sträfling in Tränen aus, und gesteht, dass er eigentlich Kaufmann(1) umgebracht hat und das blutige Messer damals dem ahnungslosen Kaufmann(2) untergeschmuggelt hat. #krasserPlotTwist #krankerZufall Der eigentlich Kaufmann(1) Mörder bittet bei Kaufmann(2) um Verzeihung, aber dieser antwortet ihm, dass nur Gott ihm verzeihen kann und wir eh alle Sünder sind und für unsere Sünden büßen.

Dem Mörder reicht das aber nicht, er gesteht den Mord den zuständigen Stellen, es werden einige Papiere hin- und hergeschickt, bis der Fall beim Zaren landet, der umgehend die Freilassung und Entschädigung des ehrbaren Kaufmann(2) anordnet. Zurück in Sibirien kann man allerdings Kaufmann(2) nicht mehr finden, der ist nämlich in der Zwischenzeit schon gestorben und wurde daher laut Platon von Gott erlöst. Mit der Todesnachricht und einem Lächeln auf den Lippen schließt Platon seine Geschichte.

Auch Pierre ist ganz beseelt, nicht von der Geschichte, aber von ihrem “geheime(r)n Sinn und jene begeisterte Freude, die beim Erzählen aus Karatajews Antlitz gestrahlt hatte, und der verborgene Sinn dieser Freud…”

Buch IV, Dritter Teil, Kapitel 16

November in Smolensk

Es geht darum, dass Rückzug scheisse ist und die Franzosen frieren sterben und hungern. Die Knüppeln sich gegenseitig tot wenn es was zu essen gibt und werfen ansonsten die Waffen weg. Bei der nächsten zusammenrottung der Armee soll selbige von Resten befreit werden (soldaten ohne Waffen, Kavalerie ohne Pferd etc…) Bisschen Formalscheisse aka tägliche Befehle die komplett nutzlos sind, weil nicht ausführbar und titelgehabe geht sich aber weiterhin aus. Sinnlosigkeit des krieges/sterbens at its best

Buch IV, Dritter Teil, Kapitel 18

Diesseits von Gut und Böse

In diesem Kapitel rastet Tolstoi einfach ein bisschen aus. Er stört sich an Historikern, die Napoleons Rückzug als geplant und geglückt darstellen. Dem ist seiner Meinung nach nämlich nicht so, sondern Napoleon ist Hals über Kopf geflohen und hat das Gros seines Heeres sich selbst (oder eher dem Tod) überlassen. Danach geht es um Historiker, die Größe für Helden wie Napoleon benutzen, und damit die klassische Einteilung in Gut und Böse dodgen und Napoleons Größenwahn selbst. Das wird aber nicht so richtig ausgeführt, sondern nur mit einem semideepen “Vom Erhabenen zum Lächerlichen ist es nur ein Schritt” kommentiert. Und dem Schlusshinweis, dass sich für Christen wie Tolstoi nichts der Einteilung in Gut und Böse entzieht.

Vierter Teil

Buch IV, Vierter Teil, Kapitel 11

Chillaxen in Litauen

Kutusow der alte Haudegen braucht ne Runde Urlaub vom ganzen Herumgeneralen und Feldmarschallen. In seiner alten Hood Wilna gönnt er sich seine verdiente Pause und lässt den Krieg mal Krieg sein. Blöderweise ist aber sein Chef, der Kaiser, im Anmarsch. Also wird der Wanst unter den Gürtel gesteckt und er schmeißt sich in die olle Uniform. Als der Kaiser dann vor ihm steht, geht ihm doch ganz schön die Muffe. Aber Alexander gibt ihm brohug und das geht dem Knacker rechts in die Fühls.

Hinter verschlossener Türe sagt Alex dem Kutusow aber es sei nun wirklich genug geslacked worden, so langsam müsse man doch mal mit dem Krieg anfangen. Als das Donnerwetter vorbei ist, schlappt Kutusow aus dem Kabinett und wird vom Grafen Tolstoi angehalten. Dieser überreicht ihm auf dem Silbertablett das Georgskreuz erster Klasse.

Buch IV, Vierter Teil, Kapitel 15

Wie Mücken in einer Sommernacht

Ein aufbrausender Herbstwind erhebte sich über dem Ural im Oktober 1813. Von den kriegerischen Auseinandersetzungen zwischen Russen und Franzosen unberührt geblieben gehen die Bewohner hier ihren herbstlichen Tätigkeiten nach, diesen Oktober sind die Äpfel besonders üppig ausgefallen. Das deutet auf einen harten Winter hin, wie man hier gemeinhin sagt. Der Wind gleitet hinab über die Tiefebenen rund um Moskau, zwischen kräftigen Flüssen sind viele Bauern unterwegs, auf ihren Karren Loot aus dem von den Franzosen zunächst besetzten, dann geplünderten und schließlich doch besiegt verlassenen Moskau. Moskau, Du Perle Russlands, Schatzkammer zwischen Europa und Sibirien, und doch nur noch eine ausgebrannte Ruine. Dies war ein Ende der napoleonischen Kriege. Nicht das Ende, das Rad der Zeit kennt keinen Anfang und kein Ende. Doch es war ein Ende. Und zugleich ein Neubeginn.

Tolstoj (ich lerne ja auch dazu) zoomt in diesem Kapitel extrem weit hinaus und erzählt, wie Moskau erst von Franzosen geplündert wurde, dann verlassen, dann von den Bauern des Umlands nochmal geplündert wurde, da keine Bevölkerung mehr da war, die etwas geclaimed hätte. Doch nach dem sagenhaften Sieg über die Franzosen zog Moskau die russische Bevölkerung an wie eine Straßenlaterne Mücken in einer lauen Sommernacht: sehr viele. Und so kehrt doch ein wenig Zivilisation zurück, Händler machen wieder auf, die Bauern werden verdonnert Leichen aus der Stadt rauszufahren statt Loot, und bringen viel Nahrung in die Stadt auf der Hintour.

Und ganz zum Schluss noch ein Höhepunkt. In dem ansonsten völlig ohne spezifische Personen auskommenden Kapitel schafft der Autor doch noch die Wende und endet mit dem vielsagenden Cliffhanger: “Graf Rastoptschin schrieb seine Proklamationen.” Ist dies vielleicht der alte Graf, den die sich aus Langeweile scheiden lassende Frau aufgabeln will?

Epilog

Erster Teil

Epilog, Erster Teil, Kapitel 4

Die Welt ist ein Bienenstock

Die französische Revolution und ihre Nachwehen sind am Verebben, Diplomaten bis hin zu Napoleon selbst bilden sich ein, irgendwas am Verlauf geändert zu haben aber eigentlich schwimmen auch sie alle nur mit wie Treibholz. Ein kurzer letztes auflodern der Gewalt ändert daran letztendlich auch nichts. Napoleon sitzt danach tief gekränkt davon, wie Bedeutungslos er doch ist, auf seiner Insel und flennt und schreibt melancholische Briefe.

Immerhin taucht dann mein Boi Alexander I. im kalten Russland auf und zeigt seine vollendete Hocke mit beiden Fersen auf dem Boden. Bei seiner Mission eine vernünftig aussehende Russenhocke, mehr Gerechtigkeit und ein besseres Leben zu allen zu bringen macht er in Russland nicht halt sondern lässt gleich ganz Europa an seinem Glanz teilhaben. Während Napoleon noch immer am Jammern ist und seine Macht gerne wieder hätte hat Alexander eine Erleuchtung und stellt fest, dass er die ganze Macht nicht will und gibt sie einfach zu großen Teilen wieder ab.

Den ach so wichtigen Persönlichkeiten der Geschichte (wie diese Beiden) und einer Biene ist gemein, dass sie je nach Perspektive anders betrachtet werden (Ein Imker denkt die Biene ist für die Honigproduktion da, der Botaniker sieht ein Wesen welches seine Blumen bestäubt usw.) aber letztendlich durschauen wir Menschen weder bei Bienen noch bei Herrschern, was deren Taten wirklich in ihrer Gesamtheit bewirken und zu welchem Zweck sie gelebt haben.

Epilog, Erster Teil, Kapitel 5

Nikolajs Verzweiflung

Nach der Hochzeit Natashas mit Besuchow geht es bergab mit der Familie Rostow aufgrund des Todes des Grafen Ilja Andrejewitsch. Der war in seinen letzten Wochen und Monaten dement und depressiv. Deshalb quittiert Nikolaj seinen Dienst und reist direkt von Moskau nach Paris, um die Angelegenheiten zu klären und findet dabei heraus, dass die Schulden das Doppelte des Familienvermögens betragen. Stolz akzeptiert er die Erbschaft wider Vernunft und besseren Rates. Während die Gläubiger aber dem Grafen auf Grund seiner Güte immerwährend Aufschub gewährt hatten, sind es nun die, denen gegenüber der Graf am großzügigsten war, jene die Nikolaj weder Aufschub, noch Erbarmen zeigten. Nachdem das Gut weit unter Wert versteigert wurde und auch sonst nichts gelang, um das Geld zu beschaffen, tritt er in den Staatsdienst in Moskau ein und darf nicht zurück zum Traumjob Armee, da seine Mutter sich an ihn klammert. Seine Mutter ist ohnehin ein Riesenproblem, da sie nichts von der Verarmung der Familie weiß und Nikolaj versucht ihr weiterhin den Lebensstandard einer Gräfin zu bieten. Nikolaj hält die Lage auch vor Natasha und Pierre geheim. Sonja ist eine große Hilfe, insbesondere mit der Gräfin, aber so tadellos sie ist, kann er sie doch einfach nicht lieben. Nikolaj wird immer verzweifelter und es zeigt sich partout kein Ausweg, den er bereit ist zu nehmen. Er wird zunehmend depressiv, dodged seine Freunde und Bekannten, die ihm helfen wollen und suhlt sich in diesem Missmut, das Einzige, was seine Lage erträglich macht.