Buch III, Erster Teil, Kapitel 1

Stell dir vor es ist Krieg und keiner geht hin

In Buch 3 holt Tolstoy die LeserInnen erst mal wieder auf den Boden der Tatsachen zurück. Ausschweifend erörtert er wie es dazu kommen konnte, dass Millionen aus dem Westen nach Osten ziehen um einander totzuschlagen (sic!). Einige der Sachen musste ich tatsächlich erst mal auf Wikipedia nachlesen, was gemeint ist. Falls es jemanden interessiert: Die gängigen Gründe sind diplomatisches Missgeschick, Napoleons Größenwahn, Tsar Alexanders Dickköpfigkeit, ein Handelsembargo gegen England und seine vornehmlichste Durchlauchtheit Herzog Peter von Oldenburg, der ganz furchtbar schlimm beleidigt wurde.

Leo zählt dann seitenweise immer und immer wieder die gleichen und ab und zu ein paar neue Gründe auf um klarzumachen, dass es keine einzelnen Gründe oder Entscheidungen für so etwas hirnrissiges wie einen Krieg gibt. Erst das exakte Zusammenlaufen all dieser Umstände hat das Fass letztendlich zum Überlaufen bringen können. Das kommt einem hoffentlich vom ersten Weltkrieg auch schon bekannt vor. Tolstoy versucht den Herrschenden keine Entschuldigung zu liefern, aber bemerkt auch, dass die freie Entscheidungsgewalt der Herrschenden nur scheinbar ist und der Machtapparat selbst und die Möglichkeit Macht auszuüben dazu führt, dass die Geschichte ihren Lauf nimmt. Jeder, vom einfachen Soldat bis zum Kaiser, könnte seine Rolle in dem großen Gefüge verweigern und so das Unausweichliche verhindern, doch in der herrschenden Ordnung guckt jeder selbst wo er bleibt und reiht sich brav ein. Und weil jeder so brav mitmacht kann so ein Kaiser mit seinen Handlungen erst so große Scheiße bauen.