Buch III, Zweiter Teil, Kapitel 10

Es braucht nur genug Leidensdruck

Nach der Beerdigung ihres Vaters (Fürst Nikolaj Andrejewitsch Bolkonskij) schließt sich die immertraurige Emoprinzessin Marja in ihrem Zimmer ein und ignoriert alle Anliegen ihres Hofvolkes, dass nun ratlos auf ihre Befehle wartet. Sogar Alpatytsch Anfrage auf ihren Befehl zur Abreise, scheint ihr unwichtig im Vergleich zu ihrer schlimmen Lage. “Alles ist unwichtig. Alles ist so schlimm. Es macht ja doch keinen Unteschied“, scheint sich die arme Emoprinzessin zu denken.

Und als ob alles nicht schon schlimm genug ist, spricht sie nun auch noch Mademoiselle Bourienne an, die dumme Kuh. Die konnte sie noch nie leiden. Sie faselt was davon, dass alle früheren Streitigkeiten nichtig scheinen, im Vergleich zum Tod des Fürsten. Dabei ist doch eh alles nichtig im großen und ganzen… Und plötzlich rückt die falsche Schlange Bourienne mit ihrer wahren Absicht raus. Sie will, dass Marja sich und die ihren den Franzosen, einem General Rameau egibt?! Das löst in ihr direkt einige Bilder aus und sie sah sich zum ersten Mal in ihrem Leben mit echten Problemen konfrontiert und verstand plötzlich, dass sie mit dem Tod ihres Vaters auch Verantwortung für andere hat. Bis gerade konnte sie noch traurig im Bett herumlungern, aber nun heißt es Ohren steif halten. Ihre Untergebenen brauchen sie!Prinzessin Marja lässt ihre Emophase hinter sich und ruft nach all jenen, die sie vorher ignoriert hat. Versucht eine Abreise zu organisieren, doch es ist zu spät. Alles scheint hoffnungslos und wieder senkt sich Trauer über ihre Gedanken. Da erfährt sie vom Dorfschulze Dronuschka, dass die Bauern des Hungers sterben, während das Getreide der Herrschaft, die Kornspeicher ihres Bruders und Vater, noch prall gefüllt ist. Dies berichtet Stiefellecker Dronuschka voller Stolz und er ist schockiert, als die Prinzessin quasi den Kommunismus ausruft und ihm befiehlt es an die Bauern zu geben. Er bittet Marja ihn aus seinem Amt zu entlassen, er hat seit nun 23 Jahren nie entgegen dem Willen des Fürsten gehandelt und nun soll er das Getreide der Herrschaft an einfache Bauern geben?!Marja, mittlerweile fast schon eine Heldin, versteht ihn überhaupt nicht und erwidert ihm, dass sie für ihn und für die Bauern zu allem bereit sei.

»Du verteilst dieses Getreide unter sie. Ich befehle es dir undsage ihnen: Was unser ist, gehört auch ihnen. Für sie ist uns nichtsleid. Das sage ihnen nur.«