Buch IV, Zweiter Teil, Kapitel 18

Keime der Zersetzung

Von der Zeit an, da Kutusow diese Nachricht erhalten hatte, beschränkt sich seine Tätigkeit bis zum Ende des Feldzuges darauf, durch Macht, List und Bitte seine Truppen von unnötigen Zusammenstößen mit einem Feind zurückzuhalten, der von selber in sein Verderben rannte. Dochturow geht nach Malo-Jaroslawez, aber Kutusow zögert noch und gibt den Befehl Kaluga zu räumen, weil ihm der Rückzug hinter diese Stadt gut ausführbar scheint. Kutusow geht überall zurück, doch der Feind wartet sein Zurückgehen nicht ab, sondern flieht in entgegengesetzter Richtung.

Die Geschichtsschreiber Napoleons schildern uns dessen kunstvolles Manöver bei Tarutino und Malo-Jaroslawez und werfen die Frage auf, was geworden wäre, wenn es Napoleon gelungen wäre, in die reichen südlichen Provinzen einzudringen. Aber ganz abgesehen davon, dass nichts Napoleon gehindert hat, vergessen diese Geschichtsschreiber ganz, dass Napoleons Heer durch nichts mehr zu retten war, weil es schon damals die sicheren Bedingungen des Verderbens in sich trug. Diese Armee konnte nirgends besser werden. Seit der Schlacht bei Borodino und der Plünderung Moskaus trug sie die Keime der Zersetzung in sich. Die Mannschaften dieser einstmaligen Armee flohen mit ihren Führern, nur in dem einen Wunsch die eigene Person sobald wie möglich aus dieser trostlosen Lage zu retten. Deshalb siegte auf dem Kriegsrat zu Malo-Jaroslawez, die zuletzt vorgebrachte Ansicht der schlichten Soldatennatur Moutons, der aussprach, dass man so schnell wie möglich abmarschieren müsse. Dass sich Napoleon mit Mouton einverstanden erklärte beweißt nicht, dass es auf seinen Befehl hin geschehen sei, sondern nur, dass dieselben Kräfte, die auf die ganze Armee einwirkten, gleichzeitig ihre Wirkung auch auf Napoleon erstreckten.