Buch IV, Dritter Teil, Kapitel 13

Platons Geschichte

Es ist der 22. Oktober und ein mir unbekannter Pierre läuft die Heerstraße entlang. Es regnet stark (für Pierre nicht stark genug) und am Straßenrand liegen Leichen, die von Krähen und Hunden gefleddert werden. Mitten in dieser gemütlichen Atmosphäre sitzt ein alter Mann, der abwechselnd Platon oder Karatajew genannt wird am Feuer und erzählt ein paar Soldaten die um ihn herumstehen eine Geschichte. Pierre kennt sowohl Platon, als auch die Geschichte schon, bleibt aber trotzdem stehen, um der Geschichte zu lauschen.

In der Geschichte geht es um zwei Kaufmänner [Kaufmann(1) und Kaufmann(2)], die gemeinsam auf eine Messe fahren. Die beiden übernachten in einem Gasthof, aber am nächsten Morgen wird Kaufmann(1) erstochen und beraubt aufgefunden. Die noch blutige Tatwaffe findet sich unter dem Kopfkissen von Kaufmann(2) und damit ist der Fall klar. Dem überlebenden Kaufmann(2) werden “ordnungsgemäß und wie es sich gehört” die Nasenlöcher rausgerissen, danach wird er ins Straflager nach Sibirien geschickt.

Kaufmann(2) leistet brav “dutzende Jahre oder mehr” seinen Strafdienst ab, bis eines Tages das Gespräch unter den Häftlingen darauf kommt, warum man eigentlich hier ist. Alle sind Mörder, Diebe oder hören Helene Fischer, nur Kaufmann(2) erzählt zwar seine Geschichte, betont aber, dass er unschuldig sei. Als Kaufmann(2) seine Geschichte erzählt hat, bricht ein anderer Sträfling in Tränen aus, und gesteht, dass er eigentlich Kaufmann(1) umgebracht hat und das blutige Messer damals dem ahnungslosen Kaufmann(2) untergeschmuggelt hat. #krasserPlotTwist #krankerZufall Der eigentlich Kaufmann(1) Mörder bittet bei Kaufmann(2) um Verzeihung, aber dieser antwortet ihm, dass nur Gott ihm verzeihen kann und wir eh alle Sünder sind und für unsere Sünden büßen.

Dem Mörder reicht das aber nicht, er gesteht den Mord den zuständigen Stellen, es werden einige Papiere hin- und hergeschickt, bis der Fall beim Zaren landet, der umgehend die Freilassung und Entschädigung des ehrbaren Kaufmann(2) anordnet. Zurück in Sibirien kann man allerdings Kaufmann(2) nicht mehr finden, der ist nämlich in der Zwischenzeit schon gestorben und wurde daher laut Platon von Gott erlöst. Mit der Todesnachricht und einem Lächeln auf den Lippen schließt Platon seine Geschichte.

Auch Pierre ist ganz beseelt, nicht von der Geschichte, aber von ihrem “geheime(r)n Sinn und jene begeisterte Freude, die beim Erzählen aus Karatajews Antlitz gestrahlt hatte, und der verborgene Sinn dieser Freud…”